Archiv für November, 2007

Unsere besten Musikstars

Posted in Beschallungsabhängigkeit, Glotzophonie with tags , , , , , on Sonntag, 25. November 2007 by mediensucht

Am Freitagabend zeigte das ZDF eine der vielen Listenshows, die momentan so beliebt sind. Da das ZDF ja etwas Besseres sein will, als so ein Privatsender, versuchte man das Format damit in die Seriosität zu heben, indem man dem Ganzen einen Hauch von offizieller Wahl verpasste: „Unsere (damit ist jeder in Deutschland gemeint) Besten (die tatsächlich besten Vertreter der Zunft)“ war der Name zum entsprechend beworbenen Programm. Dass sich diese Sendung des ZDF nicht viel von denen der Privaten unterschied, war schnell klar. Es gab einen Moderator (Allzweckwaffe Johannes Babtist Kerner), der auf einer Couch eine Reihe Prominenter um sich scharte und die entsprechende TopIrgendwas abarbeitete. Zwischendurch gab es ein paar Showacts aus dieser Liste.

Ich weiß auch nicht so genau, warum ich mir die Sendung antat. Vielleicht, um etwas in Erinnerungen zu schwelgen. Solche Listenshows sind nämlich recht clever aufgebaut. Die rückwärts abgespulte Top50 erzeugt Spannung. Wer wird denn nun „Der beste Musikstar Deutschlands“? Die Einspieler zu den Platzierten sind tatsächlich recht informativ und interessant. Auf das Gelaber der Gäste kann man gern verzichten, die live-Musik ist Geschmackssache. So habe ich am Freitag das erste Mal Tokio Hotel ihr Werk verrichten sehen. Die können schon Musik machen, wenngleich sie nicht wirklich besser ist, als die Musik vieler anderer talentierter Bands. Mit ihrem Auftreten sprechen sie aber gerade viele Teenies an. Es wäre interessant, die Herrschaften in 20 Jahren zu sehen.

Die eigentliche Top50 ist ohne wirkliche Aussagekraft für die Musik im deutschsprachigen Raum, vielmehr sagt sie etwas über das Publikum des ZDF aus. Überraschend dabei, dass jene Tokio Hotel-Jungs auf einem 23. Platz landeten. Gibt es tatsächlich junge Zuschauer beim ZDF? Oder haben die Enkel der Zuschauer, die den Alten bei der Internetwahl halfen, bei der Gelegenheit gleich ihre eigene Stimme abgegeben? Den hohen Altersschnitt der Zuschauer findet man wunderbar in der Liste präsentiert. Da ist Roy Black auf 7, André Rieu auf 10, die Schürzenjäger auf 14 oder PUR auf Platz 16. Ebenfalls erstaunlich sind die Böhsen Onkelz auf Nummero 25. Diese Platzierung zu interpretieren, wage ich mich nicht.

Würde man tatsächlich eine reelle Wahl durchführen und das Können der Musikstars beurteilen, müssten auf den ersten Plätzen die klassischen Komponisten liegen. So kommt es aber zu seltsamen Konstellationen: So liegt beim ZDF DJ Bobo vor Bach, Nena vor Beethoven und Udo Jürgens vor Mozart. Seltsam muten auch Namen wie DJ Ötzi (42) und Howard Carpendale (19) an, die sich eigentlich nur im Covern von Songs verstehen. Witzig dagegen sind die Platzierungen von BAP (22) und de Höhner (11) in der Top50. Kölner schauen gerne ZDF! Gewonnen hat übrigens Herbert Grönemeyer. Angesichts seiner jahrelangen Präsenz, den vielen Hits und der großen Fangemeinde ist dieses Ergebnis sogar vertretbar.

Über bloßen Unterhaltungswert kommt auch diese Listenshow nicht hinaus. Manchmal reicht das aber schon für einen angenehmen Abend aus …

Einmal TV und zurück

Posted in Geschwätzigkeit, Glotzophonie with tags , , , , , , on Sonntag, 25. November 2007 by mediensucht

Da habe ich mich doch in letzter Zeit einige Male über das TV-Programm brüskiert (ein paar Serien einmal ausgeschlossen), dabei aber keine konkreten Bezüge hergestellt. Wie ist denn nun das deutsche TV-Programm? Was macht es so schlecht (oder so gut?) oder so nichtssagend? Um diese Fragen zumindest versuchsweise zu beantworten, folgt ein kleiner Blick auf das TV-Programm der letzen Tage:

Werktags kommt immer das Gleiche im Flimmerkasten. Die Schemata ähneln sich dabei stark. Wirkliche Unterschiede zwischen den Öffentlichen und den Privaten gibt es erst in den Abendstunden. Vormittags laufen Morgenmagazine und Wiederholungen. Mittags folgen Mittagsmagazine, dann Talk- bzw. Gerichtsshows oder Telenovelas. Der Vorabend besteht fast nur aus Daily Soaps oder Boulevardmagazinen. Der Abend wird meist nach einem Motto gestaltet. Da gibt es bei den Privaten den Comedy-Freitag, den Mystery-Montag oder den Crime-Donnerstag. Entweder laufen dort wöchentliche Serien oder spezielle Filme. Die Öffentlichen versuchen am Abend zumindest entfernt ihrem Sendeauftrag nachzukommen und strahlen vereinzelt Politmagazine oder Wissenssendungen aus. Ältere Zuschauer bedient man mit Volksmusikshows und „Schmalzfilmen“, ob sie es wollen oder nicht.

Überraschend ist für mich, dass dieses hauptsächlich seichte Geflimmer immer noch so viele Zuschauer findet. Ich denke, dass sich die Fernsehkultur in den letzten Jahren verändert hat. Früher saß noch die ganze Familie vor dem Fernseher, die Auswahl an Programmen bzw. Sendungen war noch gering. Man sah konzentriert und interessiert in die Röhre. Heute läuft das TV-Gerät oft nebenbei zur Berieselung (ähnlich dem Radio). Programm, dass man intensiv verfolgen müsste, stört dabei nur. Am Abend wollen die Menschen geistig abschalten, was laut Wissenschaft auch prima funktionieren soll (Lahmlegen einzelner Hirnregionen).

Wie sieht das Programm am Wochenende aus? Am Samstagabend setzten erstaunlich viele Sender auf Show, wie es schon vor 30 Jahren der Fall war. Die Showkonzepte folgen gewissen Trends. So gab es am gestrigen Abend gleich drei Wissensshows zu bewundern. Die Sender wollen sich nicht voneinander absetzen und einen neuen innovativen Kuchen backen, sondern ein Stück vom Vorhandenen abhaben, der immer kleiner wird. Ein seltsames Konzept! Pro7 setzte auch auf Show, ließ mit Stefan Raab aber einen Chaoten ans Werk, der das Talent hat, auf niedrigem Niveau gut zu unterhalten. Er bedient die „niederen“ Instinkte und macht auch keinen Hehl daraus. Man sieht den B-Promis gern beim peinlichen Getue zu. Die auf sportlichen Wettkampf getrimmten Showkämpfe unterschiedlicher Art bieten tatsächlich Stoff für eine sinnfreie Samstagabendunterhaltung. Über Raabs wochentägliches TV-Total verliere ich lieber kein Wort.

Ich sah mir aber dennoch erst mal den Krimi im ZDF an. Handwerklich ordentlich umgesetzt, fehlte es an Spannung, die dem Film durch eine vorhersehbare Geschichte genommen wurde. Schauspielerisch kann man zumindest den öffentlich-rechtlich produzierten Krimis nichts vorwerfen. Auch eine Anke Engelke glänzt in einer ernsteren Rolle. Man merkte dem Krimi seine Bemühungen um Relevanz stark an. Das Thema Altenpflege und Sterbehilfe war doch ziemlich gewollt inszeniert. Insgesamt war der Film aber solide Krimikost.

Dann ging es doch zu Raab. Neben der „niederen“ Faszination, der man auch mal freien Lauf lassen kann und darf, gab es noch echte Abscheu. Die Kommerzialisierung eines solchen Events ist schon penetrant. Selbst auf den halbnackten Körpern wird noch Werbung gemacht. An dämliche Gewinnspiele hat man sich ja leider gewöhnt. Perfekte Abendunterhaltung sieht für mich anders aus. Raabs Shows sind aber ein schönes Abbild der Zeit. Jedem Publikum das, was es verdient.

Ich bleibe lieber bei Filmen im Kino oder auf DVD. Ab und zu eine Serie oder eine interessante Dokumentation im TV dürfen schon mal sein, ansonsten ist TV für mich verzichtbar. Da es heutzutage aber auf Marktanteil und nicht auf absolute Zahlen ankommt, brauchen die Sender solche Menschen wie mich nicht zu fürchten. Die Erziehung eines für Trash und Werbung empfänglichen Publikums läuft … mit Erfolg!

Der aktuelle Wetterbericht

Posted in Sucht des Tages with tags , , on Freitag, 23. November 2007 by mediensucht

Ein herzliches Willkommen zum aktuellen Wetterbericht auf dem Mediensucht WebLog. Heute gab es in ganz Deutschland wieder Wetter. Im Norden hatten wir Wind mit unbekannter Stärke. Im Süden des Landes war es für Saharabewohner zu kalt und für Eskimos zu warm.

Die allgemeine Wetterlage: Über Europa liegt ein Luftdruckgebiet, das in Richtung dort zieht und sich dabei im Kreis dreht. Damit liegen über Deutschland Luftmassen, die für Wetter sorgen. Der Kollege an unserer Messstation in Deutschland hat letzte Woche eine Wolke gesehen.

Die Vorhersage für morgen: In der Nacht wird es besonders in den Lagen kälter. Am Morgen ist dann eine bestimmte Temperatur, die im Tagesverlauf wahrscheinlich steigt. Die Höchstwerte liegen zwischen –20 und +45 °C. Ab und zu ist irgendwo die Sonne zu sehen. Wenn die Sonne mal nicht scheint, gibt es Wolken, aus denen es regnen bzw. schneien kann, aber nicht muss. In den Großstädten gibt es Ozonwerte, auf dem Land auch. In der Nord- bzw. Ostsee und den Binnenseen wird vor Nässe gewarnt. Vorsicht Autofahrer: Aquaplaning!

Langzeitprognose: Auch in den nächsten Tagen gibt es wieder Wetter. Wenn es sich nicht bald ändert, macht es das bestimmt früher oder später. Allergiker sollten sich möglichst in einem Plastiksack im Keller einschließen und erst in einem Jahr wieder heraus kommen.

Damit verabschiede ich mich für heute. Als Nächstes folgt hier: … ähm über … nun ja! Auf Wiedertschüss!

Welttag des Fernsehens

Posted in Glotzophonie with tags , , on Mittwoch, 21. November 2007 by mediensucht

Heute ist der Welttag des Fernsehens! Was macht man einem solchen Tag? Fernsehen? Das praktiziert man doch fast jeden Tag. Zumindest benutzt man den Fernseher, um darauf DVDs zu schauen. Obwohl es ja Menschen geben soll, die sich Filme und Serien am Computer oder Notebook ansehen. Laut Statistik sehen aber die Deutschen pro Tag im Schnitt 4 Stunden in die Röhre. Da nicht jeder Deutsche einen Fernseher besitzt, ist die Zahl pro wirklichem Zuschauer noch höher. Eigentlich erschreckend! Wenn man bedenkt, dass beim Fernsehen wichtige Hirnregionen quasi ausgeschaltet werden und die Einschaltquoten von Bildungssendungen sehr gering sind … nein, nein, nein, ich mache jetzt keinen naiven Film mit dem Namen Free Mediensucht, in dem ein Mediensüchtiger mittels Einschaltquotenmanipulation sein Wunschprogramm bekommt. Ich sehe mir stattdessen heute Abend die neue Folge Heroes im TV an. Und das, ganz ohne Feier! Das Fernsehen ist Alltag bzw. Normalität. Irgendwann wird es wahrscheinlich vom Internet abgelöst. Vielleicht sollte man deshalb dessen Erfindung und Entwicklung gedenken: Prost, Fernsehen!

Bahn-Streik als Mittel zum Zweck

Posted in Geschwätzigkeit with tags , , , on Mittwoch, 21. November 2007 by mediensucht

Die in der Gewerkschaft GDL organisierten Lokführer wollen mehr Gehalt und die Führung der Deutschen Bahn stellt sich quer. Es gibt Streik. Aber was sind die Gründe? Ich denke, hinter dieser Aktion versteckt sich die Autoindustrie. Dafür gibt es gleich mehrere Hinweise.

Die von der Autoindustrie gesteuerte Bahn hat einen Plan. Durch schlechten Service und überteuerte Fahrpreise versucht sie ihre Kunden zum Umstieg auf das Auto zu zwingen. Da aber immer noch zu viele Menschen mit der Bahn fahren, müssen drastischere Maßnahmen gestartet werden. Das Umfeld macht mit. Der Lokführergewerkschaft fällt urplötzlich ein, dass sie in den vergangenen Jahren gepennt hat. Nun muss die Lohnerhöhung auf einen Schlag her. In geheimer Absprache mit der Bahnführung wurde ein wochenlanges Hin und Her vereinbart. Durch Streiks sollen die Kunden nun endgültig ins Auto gezwungen werden.

Nun könnte man behaupten, dass die Autoindustrie auch Schaden durch die Streiks nimmt. Die kleinen Produktionsausfälle muten jedoch wie Kollateralschäden an. Der Zugewinn beim Autoverkauf wird ein wesentlich höherer sein. Zudem kann man das Rückfahren der momentanen Überproduktion bequem auf den Streik schieben.

Die Aktionen der Bahn vor dem Streik waren auch schon beeindruckend. Ein beliebtes Mittel schienen Baumaßnahmen zu sein, die sich ewig hinzogen. Es wurden Ersatzfahrpläne konstruiert, die garantiert nicht eingehalten werden konnten. Die Menschen, die in gutem Glauben an den Fahrplan eine Bahnfahrt riskierten, mussten auf kalten Bahnsteigen warten. So sollte jedem Kunden klar gemacht werden, dass es im Auto zwar auch Wartezeiten im Stau geben konnte, diese im Schnitt aber kürzer wären und weit weniger gesundheitsgefährdend.

Nachdem ich vor einigen Wochen das Glück hatte, an solch einer Aktion teilzunehmen, musste ich meiner Freude Ausdruck verleihen und mich bei der Bahn (hier: Berliner S-Bahn) bedanken:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Aktion „Runter von der Schiene, rein ins Auto“ ist ein voller Erfolg. Ich habe es gestern (…) selbst erfahren dürfen. Sie haben zwischen Greifswalder Straße und Treptower Park Pendelverkehr eingerichtet, der sich dank brillanter Planung auf das ganze Berliner S-Bahn-Netz auszuwirken scheint. Ich wollte eigentlich nur von Pankow-Heinersdorf ab 22:07 Uhr zur Greifswalder Straße fahren, wäre also vom Pendelverkehr gar nicht betroffen, kam dort aber mit einer knappen halben Stunde Verspätung an. Die nur bis zur Schönhauser Allee fahrende S8 wartete ersatzplanmäßig Bornholmer Straße 4 Minuten länger, damit der Fahrgast auf dem Bahnhof Schönhauser Allee die maximale Wartezeit von 9 Minuten hat, um weiter zu fahren. Glücklicherweise sind S-Bahnen ja selten pünktlich, so dass die S8 schon vor dem Bahnhof 10 Minuten auf den Gegenverkehr warten musste. Der geplante Zug S41 zur Greifswalder Straße hatte dann ebenfalls Verspätung, so dass er schon ab Schönhauser Allee zurück in Richtung Gesundbrunnen geschickt wurde. Damit kamen nochmals 10 Minuten Wartezeit dazu. So habe ich meine Anschluss-Tram auch noch verpasst. Sensationell! Dass nenne ich doch „flexibel“, so aus dem Nichts Wartezeit zu zaubern! In anderen service-orientierten Unternehmen würden solche brillanten kundenfeindlichen Organisationstalente sofort entlassen, die S-Bahn GmbH gibt ihnen aber eine Chance. Das ist sehr sozial! Da Lebenszeit nicht mit Spritkosten aufzuwiegen ist, werde ich zukünftig das Auto benutzen. Freuen Sie sich, dass sie wieder einen Kunden auf die Straße gebracht haben. Noch einen Tipp: Im kalten Winter oder nassen Herbst holen sich die Kunden gern eine Erkältung, wenn sie auf Bahnsteigen warten müssen, anstatt im warmen Auto zu sitzen: Das ist Ihre Chance! Nochmals Gratulation zur Aktion! Mit freundlichen Grüßen

Mediensucht Weblog

Der Erfolg der Aktion schien enorm gewesen zu sein, so dass sie letzte Woche wiederholt wurde. Dieses Mal waren die enormen Wartezeiten schon im Ersatzfahrplan einberechnet, um nochmals durch die Realität übertroffen zu werden.

Ich bin gespannt, was sich die Autoindustrie und ihre Untertanen (DB, GDL, Politiker) demnächst noch einfallen lassen. Es wird eine ereignisreiche Zeit: „Fahre Bahn und Du erlebst etwas!“. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht und zu Streiktourismus führt. Arme Autoindustrie! 😉

Battlestar Galactica

Posted in Glotzophonie, Serienjunkietum with tags , , on Dienstag, 20. November 2007 by mediensucht

Im Folgenden geht es mal um eine Serie, mit er ich eine Art Hassliebe verbinde: Battlestar Galactica. Nein, das ist nicht der tausendste Aufguss von Stargate Irgendwas und auch kein Ableger von Star Trek. Battlestar Galactica (BG) basiert auf Kampfstern Galactica aus dem Jahr 1978, hat damit aber nur den inhaltlichen Hintergrund gemeinsam. Ansonsten ist BG völlig neu entwickelt und setzt weniger auf Schauwerte als auf Psychologie und Handlung.

Es herrscht Krieg. Die Zylonen (hochentwickelte Roboter mit teilweise menschlichem Äußeren) wenden sich gegen ihre Erbauer und wollen die Menschheit vernichten. Den Erstschlag überleben nur etwa 50 000 Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Heimat sind.

Für mich immer wieder erschreckend sind die Parallelen zur heutigen amerikanischen Gesellschaft. Nicht nur das Militärgehabe, dass sich bis in die Zukunft nicht geändert zu haben scheint, auch die religiösen Momente erzeugen bei mir Skepsis. Ich rechne BG aber hoch an, dass die Serie bis jetzt noch keine eindeutige Stellung zur Religion bezogen hat. Der Mensch neigt ja in Krisenzeiten zu Extremen. Einige Menschen werden tief religiös, während andere ihren Glauben verlieren. Beide Aspekte werden angesprochen, aber nicht wirklich gewertet. Vielmehr kommt es zu interessanten Konstellationen. Ähnlich verhält es sich mit dem Militär. Auch hier kann man argumentieren, dass extreme Situationen besondere Maßnahmen und Disziplin erfordern. Manchmal läuft mir dennoch ein Schauer über den Rücken, wenn ich das übertriebene Militärgehabe sehe.

Großer Pluspunkt der Serie ist die brillante, moderne Machart. Neben der ungewöhnlichen Farbgebung sticht die „Handkamera“ im Weltraum ins Auge. Der Zuschauer wird durch geschickte Schärfeverlagerungen, schnelle Kamerabewegungen und subjektive Sicht in das Geschehen gezogen. Die eigentlichen Effekte (z.B. Explosionen) treten in den Hintergrund. Zudem wird höchsten Wert auf psychologische Tiefe gelegt. Beweggründe für die Handlungen der Figuren und charakterliche Eigenschaften stehen im Vordergrund. Dieses Konzept funktioniert nicht immer. Wenn es aber funktioniert, sieht man das Beste, was Science Fiction momentan sein kann. Erwähnenswert ist auch der Einsatz von Musik. Es dominieren ethnische Klänge von afrikanischen Trommeln oder asiatischen Zupfinstrumenten.

Summa summarum eine äußerst interessante und sehenswerte Serie, der man die ein oder andere Schwäche gern verzeiht. Da RTL2 die Serie aus unerfindlichen Gründen in 4:3 ausstrahlt, sollte man besser auf die DVDs zurückgreifen. Da gibt es auch keine nervige Werbung. Empfehlung für alle SciFi-Fans!

Lesetipp: Der Vorleser

Posted in Lesewut with tags , , , , on Dienstag, 20. November 2007 by mediensucht

Eigentlich verbietet es sich, bei einer Buch- oder auch Filmempfehlung etwas über den Inhalt des Werkes zu offenbaren. Man empfiehlt das Buch, um dem zukünftigen Leser gleich das Lesevergnügen durch übertriebene Inhaltsangaben zu trüben, ihm wunderbare Überraschungsmomente zu nehmen. Andererseits könnte man argumentieren, dass ohne einen kleinen Anreiz der Leser nicht zu seinem Buch gekommen wäre und ihm quasi das komplette Lesevergnügen genommen würde. Schön ist es also, wenn man ohne Inhaltskenntnis zu einem Buch kommt und damit jede Komponente des Buches genießen kann.

So erging es mir mit Der Vorleser von Bernhard Schlink. Sein Werk wurde in 39 Sprachen übersetzt und war in den USA sehr erfolgreich. In Berlin wurde das Buch gerade durch Stephen Daldry (The Hours) und Roger Deakins hinter der Kamera mit Starbesetzung (Nicole Kidman, Ralph Fiennes) verfilmt. Dies nahm ich zum Anlass, mir das nur ca. 200 Seiten starke Buch ohne die Kenntnis jeglichen Inhalts zu Gemüte zu führen. Ich wurde gleich mehrmals überrascht.

Nein, ich werde meinen Anfangsgedanken nicht verwerfen und hier Inhaltliches preisgeben. Es sei aber soviel gesagt: Das Buch ist inhaltlich sehr komplex. Schlink spricht viele Themen auf nicht alltägliche Art und Weise an. Es geht um Liebe, um psychologische Abgründe und Vergangenheitsbewältigung. Schlink benutzt dabei eine einfache, aber präzise Sprache. Wenn es allerdings um Gefühle geht, wird Schlink wunderbar bildlich. Seine philosophischen Betrachtungen sind erstaunlich und interessant. Der Vorleser ist 200 Seiten intensive Literatur, die an Herz und Nieren geht. Deshalb: Lesen!

Chuck vs. the Ü-Ei

Posted in Glotzophonie, Serienjunkietum with tags , , , , on Montag, 19. November 2007 by mediensucht

Meine zweitliebste Serie (nach der schon besprochenen Pushing Daisies) ist momentan eine ebenfalls diese Saison gestartete Serie namens Chuck. Chuck ist eigentlich Chuck Bartowski, seines Zeichens Computerspezialist einer Reparaturabteilung (Nerd Herd) eines Elektronikfachmarktes mit dem wunderbaren Namen Buy More. Durch seltsame Zufälle bekommt Chuck (Zachary Levi) sämtliche geheime Daten von CIA und FBI in sein Gehirn eingepflanzt, während sich die Originaldaten bei einer Explosion in Luft auflösen. Damit wird dieser Normalo plötzlich interessant für viele in- und ausländische Spione und Kriminelle. Zwei Agenten der CIA und des FBI werden fortan dazu verdonnert, Chuck zu beschützen – undercover und möglichst, ohne viel Aufsehen zu erregen. Agentin Sarah Walker wird mal eben Chucks Freundin und Major John Casey bei Buy More eingestellt.

Dass diese Story ungeheuer Potential hat, merkt man spätestens nach der zweiten Folge. Für Action ist im Agentenmilieu immer gesorgt. Daneben führt der Undercoverstatus der Agenten immer wieder zu witzigen und spannenden Situationen. Chucks „Beziehung“ zu seiner neuen „Freundin“ (bezaubernd: Yvonne Strzechowski) hat sogar dramatisches Potential. Der harte Major (köstlich: Adam Baldwin) lässt einen schwarzhumorigen Spruch nach dem anderen heraus. Auch die schrägen Angestellten von Buy More und der beste Freund Morgan (Joshua Gomez) sorgen für viel Komik. Nicht zuletzt der Musikeinsatz ist wunderbar, weil er genau meinen Geschmack trifft, beispielsweise mit Musik von Cake als Thema. Interessant sind auch die Referenzen an Film, TV und Games. Hierzu kann ich den englischen Wikipedia-Artikel zu Chuck empfehlen, der eine genauere Auflistung enthält.

Chuck ist wie ein filmisches Überraschungsei – spannend, dramatisch und lustig in einem. Und Chuck wird immer besser. Fragt sich, wie die Serie den aktuellen Autorenstreik übersteht (was man sich bei fast jeder Serie fragen muss) und bleibt auch hier zu hoffen, dass ein deutscher Sender das Potential von Chuck entdeckt bzw. erkennt und Chuck ebenso in Deutschland seine Fans bekommt.

Potter 5 auf DVD

Posted in Cinemanie with tags , , , , , on Samstag, 17. November 2007 by mediensucht

Beim 5. Teil der Harry-Potter-Reihe Harry Potter und der Orden des Phönix handelt es sich um den umfangreichsten Band. Es geht im Grunde um die Steigerung der Gefahr bzw. um das Wachsen der Macht des dunklen Lords Voldemorts, aber auch um die Auswirkungen auf die Zauberergesellschaft. Einige Verwegene ziehen Parallelen zur aktuellen Terrorbedrohungslage, die aber von Joanne K. Rowling garantiert nicht gewollt sind. Für Potter persönlich ist seine psychologische Abhängigkeit zu Voldemort und seine Rolle im Kampf gegen ihn ein Hauptthema. Freundschaften und die Liebe werden auf die Probe gestellt. Summa Summarum eine sehr komplexe Angelegenheit. So stellte man sich die Frage, ob der 5. Teil überhaupt filmisch vernünftig umgesetzt werden konnte. Auch die Aufteilung auf zwei Filme war einmal angedacht. Nun haben wir es also mit einem Film zu tun, der für den Buchleser eigentlich nur scheitern konnte. So drosselte ich auch meine Erwartungen. Leider wurde ich nicht positiv überrascht. Allerdings kann ich auch nicht von einem totalen Reinfall sprechen.

Drehbuchschreiber Michael Goldenberg konzentrierte sich eher auf die Geschichte an sich, wollte sie so weiterführen, dass für die nächsten Teile keine Lücken entstehen. So blieben nicht nur witzige Details des Buches auf der Strecke. Schade ist, dass so ziemlich sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungselemente fehlen oder zwecks PR (Kuss) nur minimal angeschnitten werden. Für solche charakterbildenden Buchanteile braucht man schlicht Zeit, die man hier nicht hatte. Gleiches gilt für die Bedrohungslage, in die sich der unbelesene Zuschauer aber mit etwas Fantasie einfühlen kann.

Die überbordernde Charaktervielfalt stellte sich wohl auch als kleines Problem heraus. Man versuchte zwar, alle im Buch wichtigen Figuren unterzubringen, was teilweise aber deplaziert wirkte und für den Nichtbuchkenner wahrscheinlich auch zu einiger Verwirrung oder Hilflosigkeit geführt haben dürfte. Der Hauself Kreacher beispielsweise hatte im Film für diejenigen überhaupt keinen Sinn. Er stellte nur einen Schauwert da. Diese Figur wird aber im 7. Teil wichtig, so dass sie eingeführt werden musste.

Stichwort Charaktere: Für mich kann Potter-Darsteller Daniel Radcliffe weiterhin nicht überzeugen. Seine Grimassen sehen immer sehr aufgezwungen und unnatürlich aus. Die Brille passt überhaupt nicht zum Gesicht. Imelda Staunton gefällt dagegen sehr in der Rolle der Dolores Umbridge. Die Screentime der anderen Figuren ist einfach zu kurz, um herauszuragen. Über die Besetzung von einigen Nebenfiguren könnte man sicherlich streiten.

Filmisch gab es leider auch kaum Überraschungen. Optisch setzten Regisseur David Yates und Kameramann Slawomir Idziak auf Altbewährtes – hübsch anzusehende Fantasielandschaften- und gestalten, ausschweifende Kamerafahrten und düstere Farben. Man kann nicht behaupten, dass hier Grundsätzliches falsch gemacht wurde, ein bisschen mehr Kreativität und eben auch Fantasie hätten aber nicht geschadet. Beeindruckend sind allerdings die Schlussszenen geworden. Sie haben den Film für mich um einiges aufgewertet – schöne Effekte und beeindruckende Bilder!

Wirklich schlecht ist dieser „unverfilmbare“ 5. Teil der Harry-Potter-Reihe nicht umgesetzt worden. Das große Problem, die Geschichte in eine vernünftige Filmlänge zu bringen, macht sich allerdings an vielen Ecken und Enden bemerkbar. So bleibt er nur an der Oberfläche und kommt damit dem Buch in keiner Weise nach. Der Film wirkt vielmehr wie eine Quetschwurst, deren Inhalt beim Öffnen nur so herausspritzt, ohne dass man sich ihn genauer betrachten könnte. Da dieser Teil den meisten Lesern nur als unnötig langes Übergangsbuch erscheint, mag diese filmische Umsetzung nicht so wichtig vorkommen. Ich finde es allerdings schade, da man hier sehr viel für die Tiefe der Charaktere hätte machen können. Der Film ist nicht überflüssig, aber leider eher mittelmäßig!

etwa 6/10 Pillen zur Entwöhnung

Free Rainer – Hans erklärt uns die Welt

Posted in Cinemanie, Glotzophonie with tags , , , , , on Dienstag, 13. November 2007 by mediensucht

*leichte Spoilerwarnung*

Fernsehen macht blöd! Das wurde sogar schon wissenschaftlich bewiesen! Beim Fernsehen werden wichtige Regionen im Gehirn gar nicht bedient und verkümmern. Was die Probanden bei solchen empirischen Versuchen zu sehen bekamen, ist mir nicht bekannt. Vielleicht war es der neue Film von Hans Weingartner als TV-Version?!

Ausschlaggebend ist doch, was man im TV sieht und wie lang man vor der Glotze hängt. Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen selbst, was er sich anschaut. Zur Not kann man ja ausschalten. So weit ich weiß, gibt es in Deutschland keine Fernsehpflicht. Viele Sendungen im TV sind deshalb genauso blöd wie ihr Publikum. Wie viele solche Zuschauer eine Sendung hat, wird in Deutschland durch die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) über eine kleine „repräsentative“ Gruppe vom Menschen ermittelt und als Einschaltquoten veröffentlicht. Zu dieser Gruppe gehören nur Gebührenzahler. Studenten oder Arbeitslose (was „nur“ einige Millionen sind) werden vernachlässigt. Die Zahlen sagen also nur etwas über Quantität aus, nicht über Qualität.

Hans Weingartner, Regisseur von Die fetten Jahre sind vorbei und Das weiße Rauschen, nimmt sich nun dieses Themas an und verarbeitet es in der sogenannten Mediensatire Free Rainer. Er schiebt die Verblödung der Massen auf deren TV-Konsumverhalten. Den Erfolg von sinnfreien Sendungen misst er deren hoher Einschaltquoten und der Gewöhnung der Massen an diesen Schund zu. Eine Lösung des Problems wäre also die Manipulation der Quote. Wenn Wissenssendungen höhere Einschaltquoten hätten, würden sie die Massen zum Sehen selbiger verleiten. Wenn eine Trashsendung keine Quote hätte, würden die Leute eher abschalten. Ja, hier macht es sich Weingartner sehr einfach. Er ignoriert wichtige andere Faktoren. Die Vereinfachung ist aber Konzept.

Rainer (Moritz Bleibtreu) ist erfolgreicher TV-Produzent. Jedes Klischee eines Fernsehmachers trifft auf ihn zu: Drogen, Sex, schnelle Autos usw.. Seine Sendungen sind der reinste Trash. Nach einem Unfall kommt der urplötzliche Sinneswandel. Rainer will nun Bildungsfernsehen machen und scheitert. Mit einer kleinen Guerillatruppe nimmt er mittels Quotenmanipulation Rache und wie durch ein Wunder – Deutschland wandelt sich. Die Menschen lesen auf sonnigen Wiesen, diskutieren in intellektuellen Gesprächsrunden, schauen Politmagazine oder Die fetten Jahre sind vorbei (!).

Genauso klischeehaft, wie es sich hier liest, ist auch der Film umgesetzt. Weingartner praktiziert genau das, was er den TV-Sendern vorwirft. Er verkauft sein Publikum für blöd, strapaziert ein Klischee nach dem anderen und gibt den „Erklärbären“. Keine Spur von Subtilität oder Raffinesse. Der Zuschauer erkennt schon am Anfang einer Szene, wie sie endet. Es gibt nahezu lächerliche Szenen, wie beispielsweise das Streitgespräch von Rainer mit seinem Chef, dass in einer übertriebenen Brüllarie endet.

Völlig daneben ging auch die Liebesromanze des Films. Ernstere Szenen sind mit einem schmalzigen Klaviergeklimper unterlegt. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt schlechtweg gar nicht. Überhaupt ist die weibliche Hauptrolle mit Elsa Sophie Gambard fehlbesetzt. Von ordentlicher Schauspielerführung keine Spur. Alles wirkt grob, ohne jedes Gefühl für Feinheiten – wie es eben im kritisierten TV auch täglich zu sehen ist.

Weingartners Klischee-Overkill macht auch vor den Randgruppen der Gesellschaft nicht halt. Die Arbeitlosen saufen, der trottelige Inder ist sich für keine Arbeit zu schade, der Computerspezialist ist ein sozialer Außenseiter mit Verschwörungstick. Die einzige Frau in der Gruppe hat ausgerechnet durch die bösen Medien ihren Opa verloren und ist dann in den sozialen Abgrund gefallen.

Immerhin sind einige Szenen des Films tatsächlich witzig, so dass man ab und zu von „sinnfreier Unterhaltung“ sprechen kann, der Rest des Films ist eine Beleidigung für den Zuschauer. Das Thema wurde geradewegs verfehlt. Dieser Film hebt sich keinen Millimeter von einem plumpen TV-Film ab. Im Gegenteil! Wenn Weingartner glaubt, mit solchen Filmen die Welt retten zu wollen: Gute Nacht!

nur 2/10 Pillen zur Entwöhnung

(ebenfalls auf kino.de)

Harry Potter – Auftrag erfüllt!

Posted in Lesewut with tags , , on Montag, 12. November 2007 by mediensucht

*spoilerfreie Empfehlung *

Alles Kinderkram! Alles nur zuckersüße Zaubererfantasie einer englischen Hausfrau! Ich war doch recht überrascht, als ich mir vor einigen Jahren den ersten Harry Potter-Band von Joanne K. Rowling zur Hand nahm und den Empfehlungen einiger Freunde nachgab. Diese Geschichte über einen kleinen Jungen, der seine seltsamen Fähigkeiten entdeckt und dann auf eine Zaubererschule geschickt wird, ist erstaunlich flott geschrieben, besitzt Herz, Humor und viele interessante Charaktere, ist äußerst kurzweilig und unterhaltsam geschrieben. Das Faszinierende an diesem „Kinderbuch“ ist aber, dass es locker mit einem Kriminalroman mithalten könnte. Harry Potter muss schon im ersten Band ein verzwicktes Rätsel lösen. Spannend spinnt Rowling ein Netz aus Intrigen, Geschichten und Hinweisen. Nach etlichen Wendungen führt sie ihre Helden am Ende eines jeden Buches zu einer Lösung bzw. Offenbarung, die Teil eines großen Ganzen zu sein scheint.

Der erste Band ist insgesamt tatsächlich noch relativ kindgerecht geraten. Der Ton wir spätestens im dritten Band rauer. Später gibt es sogar Tote zu beklagen. Kritische Stimmen behaupten, Rowling würde ihre jungen Leser unter dem Mantel einer Kindergeschichte zu okkultem Handeln verleiten, sie mit übertriebener Härte schockieren. Dem ist aber zu widersprechen. Einerseits wächst Rowlings Publikum mit ihren Büchern. Andererseits kann es nicht schaden, schon Kinder in eine Welt zu führen, die eben nicht aus Zuckerwatte besteht. Ein akzeptabler Weg ist es, dies mittels Fantasy-Literatur zu bewerkstelligen. Mir ist nicht bekannt, dass Grimms Märchen je einem Kind ernsthaft geschadet haben.

Das Konzept der „Detektivgeschichte“ wird von Rowling in den weiteren Bänden beibehalten, das Szenario wird aber zunehmend gefährlicher. Die Zahl der Gegner wächst, es sind Verluste in den eigenen Reihen zu beklagen. Mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ liegt nun der siebte und wahrscheinlich letzte Band vor, in dem die Geschichte ihren wahren Höhepunkt findet. Es ist ein würdiger, wenn nicht sogar perfekter Abschluss geworden. Das Gesamtkonzept der Geschichte wird offengelegt. Faszinierend, wie sie schon vom ersten Band an auf das Ende ausgerichtet war, wie detailreich sie erzählt ist. Fast jede Einzelheit hat einen Sinn, der sich nun am Ende offenbart. Das allerletzte Kapitel (Epilog) ist dann wieder, ohne hier Inhaltliches preiszugeben, „kindgerecht“ und versöhnlich. Rowling ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie macht Hoffnung und rückt die wichtigen Werte, deren Mangel in der heutigen Gesellschaft immer größer wird, in den Mittelpunkt.

Ich bin beeindruckt. Bei Harry Potter handelt es sich tatsächlich um große Literatur. Ich gönne Mrs. Rowling ihren Erfolg, die Millionen Fans und freue mich schon auf den angekündigten Kriminalroman. Rowling hat das Rüstzeug für eine bedeutende Schriftstellerin und hat dafür mit Harry Potter schon einen Meilenstein in der Literaturgeschichte gesetzt.

Schmidt und Pocher zum Dritten

Posted in Glotzophonie with tags , , , , on Samstag, 10. November 2007 by mediensucht

Nach der dritten Sendung des neuen Lateshow-Duos muss man leider sagen: Es änderte sich nicht viel. Das ehemalige Konzept wird auch mit Pocher stur durchgehalten. Die Rollenverteilung hat sich natürlich etwas geändert. Pocher ist wesentlich mehr involviert als Stichwortgeber Andrack. Nur bringt Pocher kaum Eigenes in die Show. Er kopiert weiterhin seinen Meister Schmidt. Man sieht klar, dass Pocher zum Schmidt-Nachfolger aufgebaut werden soll, der genauso funktionieren soll, wie sein Vorbild selbst.

In der vergangenen Sendung durfte sich Pocher am Standup zu Anfang versuchen und meisterte diese Aufgabe überraschend passabel. Sicher ist auch er von den Gagschreibern abhängig, bringt die Scherze zu aktuellen Themen aber vernünftig an den Zuschauer. Die Souveränität eines Harald Schmidt fehlt allerdings noch, was sich aber mit der Zeit bessern wird.

Auch sonst läuft die Show in bekannten Bahnen. Helmut Zerlett durfte sich mal wieder auf einer C-Promi-Veranstaltung zum Obst machen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er genau weiß, wie er beim Publikum damit ankommt! Selbst der Gast war mit Bastian Pastewka ein „alter Bekannter“, der schon oft in der Show war.

Die mir erhoffte Erneuerung bzw. Auffrischung dieser Lateshow bliebt bis jetzt leider aus. Ob ihr damit gedient ist, bleibt zweifelhaft. Zugegebenerweise liegt das Niveau der Sendung immer noch weit über einem Großteil des restlichen TV-Programms. Ich nehme auch stark an, dass Schmidt und Pocher eine weit höhere Einschaltquote haben, als veröffentlicht wird, da die Hauptzielgruppe der Studenten gar nicht erst in die Messung einfließt. Ich wünsche mir dennoch etwas mehr frischen Wind in der Show. Dranbleiben!

Eine neue Eiszeit

Posted in Sucht des Tages with tags , , on Samstag, 10. November 2007 by mediensucht

Es schneit. Heute. In Berlin! Damit steht eindeutig fest: Die nächste Eiszeit kommt! Packt Eure Sachen und marschiert in Richtung Süden! Bringt Euch in Sicherheit, bevor alles verloren ist!

Schnee

So, ich mache mir erstmal einen Kaffee … 😀

Von Löwen und Lämmern

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , on Freitag, 9. November 2007 by mediensucht

Die USA steckt momentan in einer politischen Krise … nein, halt! Ist es eine politische Krise, wenn die Amerikaner wieder über sich selbst reflektieren, das Handeln der herrschenden Kräfte hinterfragen, Interesse an Ihrem wahren Bild nach außen haben? Schnell wird bei Kritik immer nach Anti-Amerikanismus gerufen, doch ist es nicht überaus patriotisch, sich um das eigene Land zu sorgen und die Zustände verbessern zu wollen?

Ernsthafte USA-kritische Filme gab es schon immer. Uns allen sind auch noch die selbstverliebten Filme eines Michael Moore in Erinnerung, der in schöner Schwarz-Weiß-Malerei ein recht eigenartiges Bild der vereinigten Staaten zeichnete. Nun kommen demnächst äußerst kritische Filme von der sogenannten „Intelligenz“ in die Kinos. Ein Erster ist Von Löwen und Lämmern von Robert Redford.

Es mag einfach erscheinen, in Zeiten schlechter Umfragewerte für die aktuelle Regierung einen Film zu drehen, der sich die Probleme selbiger zum Thema nimmt. Recht günstig erweist sich auch der Umstand, dass aktuell anlaufende kritische Filme traditionell besonders gute Chancen bei der Academy (of Motion Picture Arts and Sciences) haben, die Anfang nächsten Jahres die Oscars vergibt. Solche Hintergedanken möchte ich Redford aber nicht vorwerfen, vielmehr meine Anfangsüberlegung fortführen. Redford war schon immer ein zeitkritischer, linksliberaler Geist, der sich auch für die Rechte der Ureinwohner Amerikas und den Umweltschutz stark machte. So ist es nicht erstaunlich, das Redford den Anfang der kritischen Filme (Redacted, Rendition) zur Problematik im nahen Osten macht.

Von Löwen und Lämmern ist kein Reißer, sondern eine präzise Studie der aktuellen politischen Situation in den USA. Man könnte fast von einem Kammerspiel sprechen. Redford erzählt drei Geschichten, die miteinander verbunden sind und zeigt so die Auswirkungen der aktuellen Politik auf verschiedene Bereiche der Bevölkerung. Da ist der Senator (Tom Cruise) und die Reporterin (Meryl Streep): Er versucht die Krise mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (Militär) zu lösen und es, mit dem Gedanken an die nächste Wahl, über die Presse der Bevölkerung zu verkaufen. Dieser Teil war für mich der interessanteste. Beeindruckend, wie viele Aspekte hier angesprochen werden. Eine Wertung gibt Redford nur dezent. Auch maßt er sich nicht an, die genauen Gründe für die Misere im nahen Osten zu liefern. Das für mich entscheidende Thema Waffenlobby wird erst gar nicht erwähnt. Redford zeigt aber auf faszinierende Weise, wie die Politik und das Zusammenspiel mit den Medien gerade funktionieren (Abhängigkeiten).

Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Soldaten (und damit auf die untere Schicht der Bevölkerung) thematisiert Redford in einem zweiten Erzählstrang. Hier kommt auf recht einfache Weise die Hilflosigkeit bzw. Abhängigkeit des Militärs von der Politik zum Ausdruck. Redford hütet sich auch hier vor klaren Schuldzuweisungen.

Es ist bis dahin ein recht düsteres Bild, das Redford hier malt. Im dritten Erzählstrang gibt er aber Hoffnung. Wie sieht es im Seelenleben der „Intelligenz“ an den Universitäten der USA aus? Redford sieht es als seine Aufgabe an, der Resignation entgegen zu wirken und anzupacken. Und hier sind wir wieder bei einem ur-amerikanischen Thema. Genau diese Einstellung hat Amerika stark gemacht und wird es aus der Krise bringen. So ist Von Löwen und Lämmern ein überaus patriotischer Film – und zwar in positivem Sinne!

8/10 Pillen zur Entwöhnung

(für kino.de)

Shaun The Sheep

Posted in Glotzophonie, Serienjunkietum with tags , , , on Freitag, 9. November 2007 by mediensucht

Nein, Shaun The Sheep ist nicht eine Auskopplung des neuseeländischen Funsplatter-Films Black Sheep über ein Killerschaf namens Shaun. Dieser Shaun ist aus Knete. Shaun The Sheep ist eine Mini-Serie für Kinder und jung gebliebene Erwachsene über ein Schaf auf einem englischen Bauernhof. Eine Folge hat die übersichtliche Länge – oder besser Kürze – von 6-7 Minuten. Hier in Deutschland lief der Spaß immer sonntags auf KiKa. Eine DVD ist auch erhältlich.

Produziert wird Shaun von den Aardman Animation Studios, die sich schon für Wallace und Gromit oder Chicken Run verantwortlich zeigten. Damit ist eigentlich auch klar, womit man es bei Shaun zu tun bekommt: Slapstick aus Knete. Hinter dem Rücken des Bauern beschränken sich Shaun und seine Schafherde bei Weitem nicht auf das gemütliche Grasen. Shaun, das intelligenteste Schaf weit und breit, ist Meister im Probleme lösen, die Herde im Probleme schaffen. Hütehund Bitzer hat seine liebe Not, auf dem Hof für Ordnung zu sorgen. Dazu treiben auch noch drei Schweine ihren Schabernack!

Gesprochen wird gar nicht. Statt dessen hört man Blöken (Schafe), Bellen (Hund), Grunzen (Schweine) und Grummeln (Bauer), das man freilich nicht übersetzen muss. Die Geschichten sind amüsant und äußerst unterhaltsam. Wie immer bei Aardman wurde viel Liebe in Details investiert. Die Figuren sind entzückend oder witzig verschroben, das Set bunt – alles rundum sehr gelungen. Shaun The Sheep ist ein prima Möglichkeit, mal kurz abzuschalten und sein Gemüt zu erhellen.