Archiv für März, 2008

How I Met Your Mother

Posted in Serienjunkietum with tags , , , , , , , , , , , , , , on Donnerstag, 27. März 2008 by mediensucht

How I Met Your Mother (kurz HIMYM) ist eine amerikanische Sitcom, die in den letzten Tagen damit Schlagzeilen machte, dass Britney Spears darin eine kleine Rolle spielte und die Einschaltquote in die Höhe katapultierte. Eine hohe Zuschauerzahl hat die Serie wirklich verdient, aber nicht wegen Frau Spears, sondern weil sie witzig und sehr unterhaltsam ist. Die Show läuft zur Zeit mit der 3. Staffel in den USA und soll im Sommer oder Herbst auch in Deutschland auf Pro7 ausgestrahlt werden.

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Wie der Titel schon erahnen lässt, geht es um einen Typen, der im Jahre 2030 seinen Kindern erzählt, wie er in „unserer“ Zeit, deren Mutter kennen lernte. Der Typ heißt Ted Mosby und ist Architekt. Schon in der ersten Folge verliebt sich Ted (Josh Radnor) in die Nachrichtensprecherin Robin Scherbatsky (Cobie Smulders). Die ersten Dates gehen aber derartig in die Hose, so dass die Beziehung im Folgenden zwischen Freundschaft und Liebe hin und her wechselt. Zudem wären da noch Teds bester Freund Marshall Eriksen (Jason Segel) und dessen Verlobte Lily Aldrin (die bezaubernde Alyson Hannigan), deren Beziehung anfangs ausgezeichnet zu funktionieren scheint. Eine Garantie für Lacher ist aber Barney Stinson (Neil Patrick Harris), der überall behauptet, Teds bester Freund zu sein und meist nur Frauen und Blödsinn im Kopf hat. Bei ihm reiht sich ein witziger Satz an den nächsten, weshalb er wohl die beliebteste Figur der Serie ist. Daneben gibt es immer wieder Gastauftritte von „Showgrößen“ wie Mandy Moore, Enrique Iglesias oder Heidi Klum und Stars aus anderen Serien.

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HIMYM wird als Sitcom ganz klassisch in Studios produziert und mit Bandgelächter versetzt. Auch mit der Grundkonstellation von fünf Freunden in New York und den Themen Liebe und Sex begeht HIMYM keine neuen Pfade. Die Serie ist in ihren Grenzen aber derart gut und abwechslungsreich geschrieben, dass man immer wunderbar unterhalten wird wie zu guten alten FRIENDS-Zeiten. Die Charaktere sind allesamt liebenswert und sympathisch, die Geschichten realitätsnah, ohne aber die für ein Comedyformat nötigen kleine Übertreibungen zu vergessen. Wer also mal wieder in die Welt der Sitcoms eintauchen will, sich mit fünf jungen New Yorkern anfreunden will oder einfach nur jeweils gute zwanzig Minuten prächtig unterhalten werden will, sollte sich How I Met Your Mother auf CBS online, aber spätestens demnächst auf Pro7 im TV anschauen. Viel Spaß!

Update: HIMYM läuft ab 13.9.08 ab 14:10 Uhr auf Pro7.

Children Of Men

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , , on Mittwoch, 26. März 2008 by mediensucht

Da ich mit King Kong gerade bei Lieblingsfilmen bin, möchte ich allen, die ihn noch nicht gesehen haben, einen Film aus dem Jahr 2006 empfehlen: Children Of Men

Circus Maximus

children_of_men0.jpgAb und zu – und in letzter Zeit leider viel zu selten – passiert es, dass man aus dem Kino kommt und dieses Gefühl hat, das wohl ein Kind nach seinem ersten Zirkusbesuch haben sollte – zumindest in unserer Klischeevorstellung. Es ist ein Gefühl aus Staunen, teils aus Furcht (vor den Raubtieren etwa), teils aus Entzückung, das gerade eben Dargebotene noch nie zuvor so gesehen zu haben. So ein Gefühl ist in der heutigen Zeit mit ihrer Flut an Eindrücken aus den Massenmedien sicherlich nur noch schwer zu erzeugen, doch ab und zu gibt es Lichtblicke und The Children of Men von Alfonso Cuarón ist einer davon.

Cuarón wirft den Zuschauer augenblicklich ins Geschehen, ohne sich mit langen Erklärungen aufzuhalten. Er präsentiert ihm die wissenswerten Einzelheiten über Zeit, Ort und Lebensumstände der Menschen so nebenbei, gewissermaßen im Vorübergehen (und das ist wörtlich zu nehmen). So ist der Zuschauer sofort in der Geschichte involviert, wird gezwungen auf Details am Rande zu achten, um zu verstehen – eigentlich ein einfacher Trick, um die Konzentration des Zuschauers zu fordern.

Schon die erste Szene mit ihrem kleinen Schockmoment macht dem Zuschauer klar, wir befinden uns in naher Zukunft, die Zeiten sind rau geworden. Die Menschheit ist aus ungeklärten Gründen zeugungsunfähig geworden, das Chaos ist ausgebrochen, nur in England herrscht „dank“ rigoroser Einwanderungspolitik eine vage Ordnung. Theo (Clive Owen) versucht dank einigermaßen geregelter Arbeit mit den Umständen zurecht zu kommen, wird aber mehr oder weniger zufällig mit einer Aufgabe betraut, die quasi lebenswichtig ist – für die ganze Menschheit!

Die (zumindest für mich) schon sehr interessante Geschichte ist bei einem guten Film die eine Sache. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die filmische Umsetzung. Hier setzt Cuarón Maßstäbe. Ich muss zugeben, dass ich eine solch brillante Arbeit seit langem nicht gesehen habe. Cuarón bzw. Bildgenie Emmanuel Lubezki ist mit der Kamera hautnah bei den Protagonisten. Es gibt duzende Szenen, die den Zuschauer direkt am Geschehen teilhaben lassen, ihn aufsaugen. Dabei nervt Cuarón nicht etwa mit übermäßig eingesetzter Wackelkamera, seine Kamera ist vielmehr permanent in Bewegung. Die Einstellungen sind teilweise endlos (ohne Schnitt). Oft ist mir der Mund offen geblieben vor Erstaunen, wie eine Szene wohl so umgesetzt werden konnte. Die Action ist teils hart und überraschend, sie macht einem regelrecht Angst. Insgesamt reiht sich fast eine beeindruckende Szene an die andere.

Fast nebensächlich mutet da die Feststellung an, dass sich auch die Schauspielerleistungen sehen und der Soundtrack hören lassen kann. Clive Owen als gehetzter und zweifelnder Held brilliert zum wiederholten Mal. Die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt (Julianne Moore, Michael Caine). Der Score ist immer unterstützend und nie nervend, die eingesetzten Songs bieten kleine psychologische Oasen der Erholung.

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In meiner Schwärmerei bin ich geneigt, mehr vom Inhalt preiszugeben, mir juckt es in den Fingern, einzelne brillante Szenen zu beschreiben. Da dies aber eine einigermaßen spoilerfreie Werbung für den Film sein soll, ende ich mit der Aufforderung: Schaut Euch diesen Film (auf DVD) an und verpasst nicht eines der beeindruckendsten Filmerlebnisse des Jahres 2006! Willkommen im Circus Maximus!

10/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

Rohe Ostern!

Posted in Sucht des Tages with tags , , , , on Sonntag, 23. März 2008 by mediensucht

Nicht nur, dass vor gut zweitausend Jahren die Nagel- und Holzpreise schlagartig in die Höhe schossen – nein, es wurde auch das Ei erfunden. Zunächst gab es Schwierigkeiten, das Gelb genau in der Mitte zu platzieren. Außerdem hatte man mit der Verpackung Probleme, die bis heute noch nicht wirklich gelöst wurden. Vor einigen Jahren klärte man das daraus resultierende Transportproblem, in dem man einem knuffigen Hasen einen Korb auf den Rücken schnallte und das verwirrte Tierchen mit samt den Eiern durch die Welt schickte. Der wachsende Autoverkehr und eine Gruppe grüner Hippieaktivisten zwang die Industrie aber, die lebenden Hüpfer durch Schokohasen zu ersetzen, deren Hoppelgeschwindigkeit nun leider gegen Null tendiert. Achtet also im Straßenverkehr auf silbrig-glänzende Langohren mit Eierkörben und wischt den Schaden zur Not mit einem Lappen weg! Und: Eier gehören in den Ei-Pott (Neudeutsch für Eierbecher)! In diesem Sinne:

Das Mediensucht WebLog wünscht frohe Ostern!

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Dagegen!

Posted in Sucht des Tages with tags , , , on Samstag, 22. März 2008 by mediensucht

Das Internet ist zu einem Spielplatz für Selbstdarsteller verkommen. Keine gut recherchierten Informationen mehr, nur noch Videos voller tanzender, singender oder verunfallender Leute und schlecht geschriebene Texte in Onlinetagebüchern! Ich setze mich dagegen zur Wehr! Schluss mit der Selbstbeweihräucherung! Lasst uns dagegen ein Lied singen! Stimmt alle mit ein:

Happy birthday to me,

happy birthday to me,

happy birthday lovely me’ee,

happy birthday to me!!!

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Haben wir wieder etwas gelernt!
Auf Wiedersehen!

Heroes

Posted in Serienjunkietum with tags , , , , , , , , , on Freitag, 21. März 2008 by mediensucht

In einer knappen Woche am 27.3. erscheint in Deutschland mit Heroes 1.2 der zweite Teil der ersten Staffel der Serie. Ein guter Grund, die auch in Deutschland sehr erfolgreiche Show mal vorzustellen. Wie der Titel schon erahnen lässt, geht es um Superhelden mit besonderen Fähigkeiten. Wer denkt, die Serie wäre nur ein weiterer kunterbunter Comicabklatsch mit endlosen Übertreibungen, irrt. Obwohl man die Comicvergangenheit des Genres nicht vergessen will (dazu später mehr), ist Heroes weit mehr als billige Schauwertunterhaltung.

Heroes basiert auf dem Grundgedanken, dass die Evolution in unserer Zeit keinen Halt macht. Es gibt immer mehr Menschen mit weiterentwickelten Genen, die außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Viele dieser Menschen wissen nicht, was mit ihnen vorgeht und fühlen sich ausgegrenzt. Andere nutzen wiederum ihre Fähigkeit, um der Umwelt zu helfen. Natürlich gibt es auch eine Gruppe, die ihre Begabung ohne Rücksicht auf Verluste für sich nutzt. Heroes erzählt von diesen Menschen, ihren Problemen, ihren Hoffnungen, und führt sie zu einem großen Ganzen zusammen.

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Da gibt es beispielsweise die Cheerleaderin Claire Bennet (Hayden Panettiere), die ihre Unverwundbarkeit entdeckt, von ihrem mysteriösen Vater aber dazu angehalten wird, ihre Begabung nicht zu offenbaren, um nicht als Versuchskaninchen in einem Labor zu enden. Polizist Matt Parkman (Greg Grunberg) kann Gedanken lesen, was sich für seine Ermittlungen positiv auswirken kann, seinem Privatleben aber Probleme bereitet. Der Japaner Hiro Nakamura (Masi Oka) endeckt, dass er die Zeit anhalten und sich in ihr vorwärts und rückwärts bewegen kann. Er ist Comicfan und will unbedingt ein Held sein. In einem Comic des Malers Isaac Mendez (Santiago Cabrera), der die Zukunft zeichnen kann, entdeckt Hiro sein Ebenbild und will fortan die Welt retten, die Bösewicht Sylar (Zachary Quinto) zu bedrohen scheint. Sylar ermordet andere „Heroes“, um sich ihre Fähigkeiten anzueignen.

Die Zahl der Menschen mit besonderen Fähigkeiten wächst in der Serie kontinuierlich, aber in einem vernünftigen Maße, wie ich finde. Auch außerhalb des TV-Gerätes kann man in die Welt der Heroes eintauchen. Es gibt viele interessante Internetseiten rund um die Serie. Den fliegenden Politiker kann man beispielsweise auf seiner Seite unterstützen. Auf der Webpräsenz der Firma von Hiros Vater (Star-Trek-Mr-Sulu George Takei) erfährt man Interessantes über japanische Helden. In der zweiten Staffel gibt es dann auch einen Strang um Hiro im mittelalterlichen Japan. Hiro redet im Original mit seinem Freund Ando oder seinem Vater logischerweise Japanisch. Die Amerikaner untertiteln diese Sequenzen. In der deutschen Synchronisation kam man seltsamerweise auf die Idee, das Deutsch für die Passagen, in denen die Japaner Englisch reden, mit einem Akzent zu versehen. Nun hört man Hiro also Deutsch mit Akzent und akzentfrei sprechen. Der Aspekt der Sprachbarriere fällt weg. Unergründlich sind die Wege der Übersetzer!

Heroes ist optisch ansprechend gemacht, unheimlich spannend und fesselnd. Die Cliffhanger zwischen den Folgen haben es meist in sich und machen denen bei LOST Konkurrenz. Die mystische Komponente sorgt für eine tolle Atmosphäre. Alles in Allem eine großartig gemachte Serie, die man nicht verpasst haben sollte!
😉

Peter Jackson’s KING KONG

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , , , , , , on Donnerstag, 20. März 2008 by mediensucht

Am Sonntag zeigt RTL Peter Jackson’s KING KONG. Ich finde den Film brillant und spreche hier mit einer etwas älteren Kritik von mir eine Sehempfehlung aus. Allerdings würde ich vom direkten Sehen bei RTL abraten. Die minutenlange Werbung zerstört garantiert einiges an Atmosphäre und Spannung. Also entweder aufnehmen und ohne Werbung schauen oder gleich die DVD einwerfen!

Hommage

kingkong.jpgGehen wir zurück in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Warum gingen die Leute damals ins Kino, was erwarteten sie und wie fühlten sie sich nach dem Besuch? Zunächst einmal muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass damals die Film- und Kinotechnik noch in den Kinderschuhen steckte. Man beherrschte zwar ein paar Tricks, die aber mehr auf einfachen optischen Täuschungen beruhten. Dennoch ließen sich die Menschen damit verzaubern. Die Filmemacher sprachen die Fantasie der Zuschauer an. Man baute sich den fehlenden Rest in seiner Vorstellung selbst zusammen. So war es eine kleine Sensation, als Cooper und Schoedsack mit einem für damalige Verhältnisse erstaunlich gut animierten Riesenaffen daher kamen und ihm sogar menschliche Züge gaben. Aus heutiger Sicht wirkt die Technik eher „hölzern“ bzw. unecht, doch hat dieser Film viele Jahre später einen kleinen Neuseeländer noch derart beeindruckt, dass er Filmemacher werden wollte.

Nach äußerst erfolgreicher Verfilmung der Herr der Ringe-Trilogie versuchte sich dieser Neuseeländer an einem Remake seines Lieblingsfilms. Da nun fast jeder die Kong-Geschichte kannte, galt es, das Publikum auf anderen Ebenen zu begeistern. Warum sollte man sich also nicht auf die Filmwelt der 30er Jahre besinnen und mit modernen Mitteln deren Flair wiederbeleben. Jackson wäre aber nicht Jackson, wenn er sich nur auf die reine Computertechnik verlassen würde. Nein, er setzt sich lieber über Studiokonventionen hinweg, macht seinen Film so lang und gibt so viel Geld aus, wie es nötig ist.

Peter Jackson bleibt mit seiner Geschichte dann auch gleich in den 30er Jahren von New York und streift die damaligen politischen und gesellschaftlichen Probleme. Prohibition und Armut großer Bevölkerungsteile (Wirtschaftskrise) werden gezeigt. Dies geschieht aber in einer lockeren Art und Weise ohne mit dem Zeigefinger auf irgend etwas zu zeigen. Die Szenerie ist beeindruckend mit Miniaturen, Nachbauten und CGI (Computer Generated Images) erzeugt. Man fühlt sich sofort in der Zeit. Die Farbgebung ist eine Mischung aus historischen Anleihen und genreüblichen Elementen (typische leichte Überzeichnung der Farben eines Fantasy-Films). Die wichtigen Figuren werden je mit einer kleinen „charakterprägenden“ Geschichte eingeführt. Schnell sind sie auf dem Schiff in Richtung Ungewissheit. Hier nimmt Jackson sich dann die Zeit, die Protagonisten dem Zuschauer näher zu bringen.

Mit der Landung auf der Insel beweist Jackson sein Unterhaltungstalent. Er lässt seine Mannschaft nicht einfach die Insel betreten, sondern liefert uns den ersten kleinen Höhepunkt (zum Anfüttern quasi), dem noch weitere größere Höhepunkte folgen werden. Mit seiner beeindruckenden Schiffshavarie macht Jackson mal eben TITANIC Konkurrenz und zeigt denjenigen Zuschauern, die nicht schon von den wunderbaren Anfangsbildern begeistert sind, warum sie im Kino sitzen und nicht etwa in einem Buch blättern. Auch der Sound ist gewaltig.

Die nachfolgenden Szenen zeigen nun einen weiteren wichtigen Punkt, warum die Leute früher ins Kino gingen. Das TV ermöglichte erst Jahrzehnte später fast jedem Bürger einen (Ein-) Blick in eine „ferne“ Welt. Vor 80 Jahren ging man daher ins Kino, um fremde Völker und Naturlandschaften zu erleben. Da genügte es dem Filmemacher schon, mit der Kamera einfach „draufzuhalten“ und das seltsame „Fremde“ zu zeigen. Heute bedarf es dagegen größter Fantasie, um die Leute mit atemberaubenden Kreaturen zu beeindrucken – man kennt ja schon alles! Jackson zeigt also eine fremde Kultur, die mit merkwürdigen Riten einer „unbekannten“ Macht Menschenopfer bringt.

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Die Einführung King Kongs ist nun wiederum interessant. Jackson verzichtet hier auf ein billiges „BUH!“. Er zeigt das Aussehen Kongs vielmehr nebenbei in einer rasanten Fluchtszene aus der Sicht der Entführten Ann Darrow (Naomi Watts). Kong darf man getrost als bisher bestanimierten CGI-Charakter der Filmgeschichte bezeichnen. Das liegt zum Einen an der jahrelang entwickelten Technik (Gollum – Herr der Ringe), zum Anderen aber auch an der Zeit, die sich Jackson nimmt, um charakterliche Züge von Kong zu vermitteln. Es gibt mehrere bezaubernde Szenen, in denen sich Kong und Ann näher kommen.

Weniger „bezaubernd“ als „imposant“ ist der Kampf zwischen Kong und einer Tyrannosaurus Rex-Familie. Jackson hat ihn aus dem Original nicht nur einfach übernommen, sondern eben auf die Familie ausgebaut. Neben dem symbolischen Charakter kommt hier hinzu, dass es eine Steigerung zum Original geben muss. Plumpe Kopie kommt nicht in Frage. Wieder einer der vielen Höhepunkte des Films.

Weitere Höhepunkte sind das Saurierrennen und der Ungezieferangriff (köstlich: Der Koch (Gollum Andy Serkis) wird verspeist!). Wieder geht es um Schauwerte, Spannung und Sensation. Klassisches Kino eben! Für das Finale in New York nimmt sich Jackson wieder Zeit. Da es sich bei der Geschichte ja um ein klassisches Drama handelt, darf auch das retardierende Moment nicht fehlen. Mit einer wunderschönen Szene auf einem gefrorenen See im Central Park wird nochmals das Herz des Zuschauers geöffnet, bevor es zum Showdown auf dem Empire State Building kommt. Spätestens hier muss einem klar werden, dass Jackson ein Romantiker ist und der Film eine große Hommage an den Original-Film, aber auch an vergangene Kinozeit ist. Das Ende ist keine Sekunde zu lang. Die Bilder sind beeindruckend und eines Showdowns würdig.

Der Film enthält viele kleine Details, die als Hommage gesehen werden können. Nicht nur die Handlung beinhaltet Anspielungen auf großartiges Vergangenes, auch in Dialogen werden filmhistorische Personen geehrt (z.B. Cooper). In der Figur des Carl Denham (herausragend: Jack Black) sehen viele Kritiker einen Orson Wells oder gar Peter Jackson selbst.

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Wenn ich hier von Peter Jackson spreche, erwähne ich quasi nur die „Spitze des Eisberges“. Lob gebührt nicht nur ihm, sondern beispielsweise auch den exzellent gecasteten und agierenden Schauspielern, der Ausstattung, den CGI-Artisten etc.. So schafft es z.B. John Newton Howard perfekt, einen Score zu komponieren, der die schon wunderbaren Bilder unterstützt, ohne zu dominieren. Auch das alte Thema kommt nicht zu kurz.

Summa summarum ist Peter Jackson`s KING KONG ein perfekter Kinofilm im klassischen Sinn … und eine brillante Hommage!

10/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

Coelho vs. Coelho

Posted in Lesewut with tags , , , , , , , , , on Samstag, 15. März 2008 by mediensucht

Heute wird mal wieder einer ziemlich vernachlässigten Sucht gefrönt – der Lesewut:

Paolo Coelho gehört zu den 10 meistgelesenen Schriftstellern der Welt. Der brasilianische Bestsellerautor wurde einem größeren Publikum bekannt durch das 1988 erschienene Buch Der Alchimist (in Deutschland 1991 zuerst unter dem Namen Der Schatz der Pyramiden – oder die Reise ins Meister-Bewusstsein veröffentlicht), das sich bisher rund 30 Millionen mal weltweit verkaufte und damit Coelhos erfolgreichstes Werk ist. Um es kurz zu machen: Ich war nicht sonderlich begeistert von Der Alchimist, las aber im Anschluss Coelhos Roman Veronika beschließt zu sterben, der mich wieder versöhnlich mit dem Brasilianer stimmte. Wie die meisten Werke Coelhos haben auch die zwei Bücher autobiographische Züge.

alchimist.jpgDer Alchimist erzählt die Geschichte vom jungen Andalusier Santiago, der entgegen des Rates seines Vaters, Priester zu werden, Schafe hütet. Nachdem er mehrfach von einem Schatz bei den Pyramiden in Ägypten träumt, verkauft er seine Schafe und reist nach Afrika. Dort seiner Habe beraubt, schließt er sich einem Alchimisten an, um durch die Wüste zu gelangen. In einer Oase verliebt Santiago sich in eine „Wüstenfrau“, geht aber dennoch weiter seinem Vorhaben nach, den Schatz zu finden. Die Geschichte ist voller religiöser und mystischer Symbolik. Coelho benutzt hier das philosophische Konzept der Weltenseele (Anima Mundi) und beschreibt es in allen möglichen Varianten. Dabei ist er trotz der ca. 200 Seiten so redundant in seiner Erzählung, dass das Buch streckenweise nur langweilt. In einer relativ einfachen Sprache beschreibt Coelho den naiven Selbstfindungstripp seines Protagonisten und wiederholt dabei die immer gleiche Aussage über Liebe und Weltenseele. Mag sein, dass ein einfach gestrickter Geist dem Buch etwas abgewinnen kann, mir war es in seiner Aussage zu simpel, in seiner Symbolik zu naiv und insgesamt zu esoterisch und religiös.

veronika.jpgWie das genaue Gegenteil mutet da Veronika beschließt zu sterben an. Veronika fehlt es an nichts, sie ist aber unfähig, „für sich“ und ohne gesellschaftliche Zwänge zu leben, weshalb sie beschließt zu sterben. Der Selbstmordversuch misslingt. Veronika wird in die slowenische Psychiatrie eingewiesen, wo die Ärzte ihr erklären, sie werde innerhalb einer Woche an den Folgen ihres Medikamentenmissbrauchs sterben. Veronika kommt in Kontakt mit den Insassen von „Vilette“ und spürt zum ersten Mal, was es heißt zu leben. Dieser Roman ist schon rein inhaltlich viel komplexer als Der Alchimist. Als politischer Hintergrund dient der Jugoslawienkonflikt und die Unabhängigkeitserklärung Sloweniens. So ist der Abschiedsbrief von Veronika eine Beschwerde über einem Zeitungsartikel, in dem gefragt wird „Wo liegt Slowenien?“. Zuallererst ist das Buch aber eine bitterböse Gesellschaftskritik. Es geht um Verrücktheit und den gesellschaftlichen Umgang damit. Was ist verrückt und was ist normal? Coelho beschreibt die Schicksale der Psychiatrieinsassen, erzählt vom Verhalten der Angehörigen. Im Endeffekt handelt der Roman auch (wie schon in Der Alchimist) vom Lebenswillen und Lebenssinn, doch geht Coelho hier viel subtiler ans Werk, erzählt abwechslungsreicher und interessanter.

Nach der Enttäuschung mit Der Alchimist war ich von Veronika beschließt zu sterben äußerst positiv überrascht. Paolo Coelho wird gewiss noch eine Chance von mir erhalten. Die Lektüre eines weiteren Buchs von ihm muss aber warten, da ich momentan einen Roman von Haruki Murakami lese, von dem ich bis jetzt sehr angetan bin.

Der Alchimist: 4/10
Veronika beschließt zu sterben: 8/10

Neues Outfit

Posted in Sucht des Tages with tags on Mittwoch, 12. März 2008 by mediensucht

Heute gibt’s mal wieder ein neues Outfit für das MEDIENSUCHT WEBLOG. Beim neuen Theme kann ich nämlich das Header-Bild bearbeiten und beispielsweise eine solch karge Landschaft aus dem Film No Country For Old Men zeigen. Das passt ja zum Inhalt des Blogs. Ihr könnt gern im Kommentarfeld Euren Hohn und Spott ablassen, er wird wie üblich ignoriert!

😉

Outsourced – Auf Umwegen zum Glück

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , on Dienstag, 11. März 2008 by mediensucht

Eine Leerstunde zum Thema Globalisierung
outsourced.jpg Liebe Schülerinnen, liebe Schüler,

heute geht es in unserer Lehrstunde um das Thema Globalisierung. Immer mehr Firmen verlagern Jobs ins Ausland, wo die Löhne und Betriebskosten weit geringer sind. Dass die entlassenen Arbeiter im eigenen Land irgendwann die Produkte nicht mehr kaufen können, weil sie nur noch von der Stütze leben, interessiert uns jetzt nicht. Wie wir bereits wissen, gibt es in den Ländern, in die die Arbeitsplätze meist verlagert werden, kulturelle Begebenheiten, die dem normalen Europäer oder Nordamerikaner fremd sind. Ein schönes Beispiel dafür ist Indien, ein ehemaliges Dritte-Welt- bzw. Schwellenland, das heute zu den am schnellsten wachsenden Industriemächten der Welt gehört. Dort gibt es zwar noch vergleichsweise geringe Löhne, aber dazu ein Know-How, das weltweit mithalten kann. Indien hat allerdings immer noch mit vielen Problemen wie Armut, Kriminalität und religiösen Konflikten zu kämpfen.

Als Anschauungsmaterial habe ich Euch einen Film aus den USA mitgebracht. Er ist von Spielfilm-Regiedebütant John Jeffcoat und handelt von Todd Anderson (Josh Hamilton), der von seinem Chef beauftragt wird, in Indien seinen eigenen Nachfolger einzuarbeiten. Todd ist nämlich Call-Center-Manager einer Firma, die u.a. kitschige US-Devotionalien verkauft. Als er nach Indien kommt, tritt Todd natürlich in jedes kulturelle Fettnäpfchen, das sich bietet. Dabei werden die üblichen Klischees bedient, damit auch jeder mitbekommt – ja, auch Du in der letzten Reihe – was die Turmuhr geschlagen hat. Es scheint neuerdings üblich zu sein (siehe beispielsweise Chuck&Larry), die klischeebehaftete Welt zu verurteilen und dabei selbst noch einmal kräftig in die Kerbe zu hauen. Also, liebe Wissbegierigen, was lernen wir? In Indien gibt es überall klauende Kinder, verseuchtes Wasser, volle Züge und Massen von Menschen!

Ich hatte Jeffcoat zwei Listen mit Themen gegeben, die er verarbeiten sollte. Leider hat er aber die wichtige Liste mit den brisanten Themen mit der Nebenthemenliste verwechselt. So gibt es leider keinen Zusammenprall der Kulturen und bis auf eine wunderbar kritische Szene auch keine Globalisierungsanalyse. Nicht uncleverer Weise hat der deutsche Verleih dem Titel „Outsourced“ noch ein „Auf Umwegen zum Glück“ angehängt. Da es mit dem Globalisierungsthema nicht so richtig geklappt hat, wurde nämlich in den Film noch eine Love-Story eingeflechtet. Mit dem Zusatztitel weiß der Zuschauer nun, dass man sich auf Telenovela-Niveau bewegt. Fragen, wer denn nun diese Hauptfigur namens „Outsourced“ ist und ob man sie nicht hätte „Julia“ oder „Bianca“ nennen können, werden nicht beantwortet. Die sogenannte Liebesgeschichte ist dann auch sehr naiv und vorhersehbar erzählt.

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Naiv und vorhersehbar ist der ganze Film. Was man ihm aber zu Gute halten muss, ist die äußerst sympathische und warmherzige Präsentation der Geschichte. Er ist also eigentlich eine Gute-Laune-Schmonzette mit beschwingter indischer Musik und bunten Farben, wenn da nicht die vielen ungenutzten Möglichkeiten wären, die das selbstauferlegte Thema böte. Mehr als seichte Unterhaltung offeriert der Film nicht, vom „heißen gesellschaftspolitischen Eisen“ (laut Presse) keine Spur. Trotzdem wünsche ich Euch jetzt viel Spaß. Zur Ausarbeitung des Themas lest aber bitte daheim ein Buch oder schaut Euch eine Dokumentation an. Nächste Woche zur Klausur fordere ich wesentlich mehr Wissen und Einsichten, als dass sie der Film vermittelt!

Studienrat Mediensucht

4/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

My Name Is Earl

Posted in Serienjunkietum with tags , , , , , , , , , , on Montag, 10. März 2008 by mediensucht

buddy_earl_thumb.jpg Heute möchte ich mal wieder eine Serie vorstellen, die mir gleich aus mehreren Gründen sehr am Herzen liegt. My Name Is Earl ist eine Comedy-Serie aus den USA (woher auch sonst ;-)) – eine Art Sitcom, die allerdings weitestgehend außerhalb von Studios gedreht wurde/wird und ohne Konservenlacher auskommt. Es geht um den Kleinkriminellen Earl Hickey (der fantastische Jason Lee), der nach einem Lotteriegewinn und einem Unfall plötzlich an das Karma glaubt und seine früheren Schandtaten wieder gut machen will. Dazu erstellt er eine Liste mit seinen Verbrechen, die er Punkt für Punkt abarbeiten will. Zunächst muss Earl sich gegen seine Ex-Frau Joy (die für ihre Darstellung mit dem Emmy bedachte Jaime Pressly) wehren, die nach dem Gewinn trachtet, mit der Earl sich aber nach einigen Folgen versöhnt. Behilflich bei der Abarbeitung der Liste ist Earls Bruder Randy (Ethan Suplee), ein liebenswerter Tollpatsch, der in seiner naiven Art für viele Lacher zuständig ist. Womit wir schon beim ersten großen Pluspunkt der Serie wären.

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Der Humor der Serie ist wunderbar. Er resultiert zum Einen aus den schrägen Figuren, die fast alle ziemlich übertrieben gezeichnet sind, die aber nie der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Neben den zwei Brüdern gibt es da die schon genannt Ex-Frau Joy, die zwar anfangs noch auf das Geld aus ist, später aber viel Herz für Earl und „seine“ Kinder zeigt. Diese Kinder sind gar nicht wirklich Earls Nachwuchs. Eines wurde vor Earls Hochzeit mit Joy fremdgezeugt, das andere Kind geht auf die Kappe von Joys neuem Lover. Dieser Neue ist Crap Man Darnell (Eddie Steeples), ein mysteriöser Koch in Earls Stammkneipe und eigentlich dessen Freund. Er kommt ziemlich dümmlich rüber, glänzt aber bisweilen mit überraschendem Wissen zu verschiedenen Themen.

Neben den sympathischen Hauptcharakteren glänzt die Serie mit namhaft besetzten Nebenrollen. So spielt Giovanni Ribisi einen ehemaligen Kumpel von Earl, der immer noch seinen kriminellen Machenschaften nachgeht. Beau Bridges ist als ungeliebter Vater zu sehen. Thematisch backt My Name Is Earl auf den ersten Blick kleine Brötchen. Die Geschichten sind aus dem (amerikanischen) Alltagsleben gegriffen. Dennoch berührt die Serie so ganz nebenbei auch auf kritische Art einige brisante Themen, ohne aber mit der Moralkeule zu schwingen. Des Weiteren ist die Serie gespickt mit vielen witzigen Details. Catalina (Nadine Velazquez), das Zimmermädchen in dem Motel, wo Earl und Randy wohnen, scheint in einigen Folgen erbittert auf Spanisch zu fluchen. Übersetzt man den Wortschwall aber, ergeben sich freundliche Danksagungen an das Publikum. Auf einigen Zetteln und Aufklebern sind Werbesprüche für hochauflösendes TV zu lesen, aber nur für den Zuschauer, der die Serie tatsächlich in HDTV sieht. Auf Fotos, die in der Serie von Earl gemacht werden, hat dieser immer seine Augen geschlossen. Mehr von diesen Kuriositäten gibt es hier nachzulesen.

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Alles in Allem ein schönes Paket aus sympathischen Figuren, wunderbarem Humor, unterhaltsamen Geschichten und einer kleinen Portion Gesellschaftskritik. In Deutschland ist eine Ausstrahlung von My Name Is Earl ab Herbst 2008 bei RTL geplant. Bisher lief die erste deutschsprachige Staffel der Serie nur im alpenländischen Fernsehen. Wahrscheinlich geht bei der Synchronisation einiges an Flair verloren, wenn man dem Kollegen Hirngabel glauben kann, ich bin aber ganz zufrieden mit der Übersetzung. Deshalb noch der obligatorische Satz am Abschluss der Sehempfehlung: Bleibt zu hoffen, dass RTL der Serie eine Chance gibt und My Name Is Earl auch in Deutschland seine Fans findet.

Kleine Videoshow 3

Posted in Videomanie with tags , , , , , , on Sonntag, 9. März 2008 by mediensucht

Heute mal wieder ein paar nette Videos:

Platzende Wohnung

Nasensex

Rambo-Amor

Wie man eine Palme fällt

Martin Scorseses Gute-Nacht-Geschichte

fritz15

Posted in Beschallungsabhängigkeit with tags , , , , , , , , , , , , on Mittwoch, 5. März 2008 by mediensucht

Am 01.03. diesen Jahres feierte das Radio fritz des RBB mit einem Konzert in der arena Berlin seinen 15 Geburtstag. Es waren 7 bzw. 8 teils namhafte Bands/Künstler eingeladen. Ca. 6 Stunden live-Musik für 23 Euro – das war ein Pflichtbesuch. Hier ein kleiner Abriss der Veranstaltung:

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Makabu
Die Thüringer Makabu machten den Anfang. Die von Pate Clueso angekündigte Band aus Erfurt bot guten englischen Softrock mit einer ordentlichen Prise Melancholie. Insgesamt vielleicht etwas eintönig und für den Anlass auch zu wenig mitreißend, dennoch sollte man die Ohren für diese Newcomer offen halten.

Clueso
Clueso heizte die Stimmung in der Halle dann tüchtig an und spielte seltsamer Weise am längsten von allen Acts. Die Mischung der Songs stimmte, auch wenn mich teils die Interpretation der Stücke störte. Out of Space wurde beispielsweise zu einem Steigerungslauf ohne Höhepunkt degradiert. Alles in allem aber eine ordentliche knappe Stunde Show.

Soko
Mieze von Mia kündigte dieses äußerst schüchtern wirkende Girlie Soko aus Frankreich an. Was die zierliche Französin, die eigentlich Stéphanie Sokolinski heißt, dann aber auf der Ukulele, dem Keyboard und am Schlagzeug solo ablieferte, war vielleicht die Überraschung des Abends. Die Musik ging von „soft“ bis „Party-Mucke“, und die Texte hatten sich gewaschen. Die Dame hatte es faustdick hinter den Ohren. Die besungenen Themen gingen von Rache bis Sex. Da Soko auch Schauspielerin ist, liegt der Verdacht nahe, dass diese Mädchenattitüde nur Show ist – dann allerdings eine verdammt gute!

Mia
An Mia hatte ich die geringsten Erwartungen an diesem Abend. Ich hörte sie vor Jahren bei einer anderen Jubiläumsveranstaltung, wo sie ganz übel klangen. Der Tonmann mit Hörschaden wurde wohl verbannt, so dass es diesmal am Sound nichts auszusetzen gab. Die Berliner lieferten sogar eine gute Show ab. Über das Gelaber von Mieze kann man denken, was man will, musikalisch war der Auftritt aber erstklassig!

Jennifer Rostock
Diese Band kannte ich vorher nicht. Ich wusste nur, dass Jennifer Rostock bei Raabs Bundesvision Song Contest beteiligt waren und eine Art Punkrock spielen würden. Auch hier wurde ich positiv überrascht. Das war wunderbar eingängiger deutscher Rock und die dünne, mit einem Werkzeugkasten behangene Sängerin machte ordentlich Stimmung.

The Subways
Für viele Zuhörer waren The Subways der Höhepunkt des Abends. Ich kannte die drei jungen Hüpfer von der Insel nicht namentlich, nur ihre Songs Oh Yeah aus einer Boss-Werbung und Rock & Roll Queen aus dem Film Stirb Langsam 4.0 vom Hören. Dass die Indierocker so derartig abgehen, hätte ich wiederum nicht erwartet. Auch hier scheint es sich um gespaltene Persönlichkeiten zu handeln. Auf der Bühne die absoluten Rampensäue, Gitarrist und Sänger Billy und Schlagzeuger Josh (Brüder) mit freiem Oberkörper und nach dem Gig das Schlagzeug zerstörend, Bassistin Charlotte (mit Billy verlobt) wild herumspringend, gaben nach der Veranstaltung als einzige Band ganz brav und nett Autogramme und ließen sich mit Fans ablichten. Sehr sympathisch! Und verdammt geile Musik!

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Fettes Brot
Nach den wilden Subways ging es wieder etwas ruhiger zur Sache. Gewohnt routiniert spulten die Brote (unterstützt von Pascal Finkenauer) ihr Kurzprogramm ab und sorgten für einen angemessenen Abschluss. Die Bässe wummerten und die Halle ging ausgelassen mit. HipHop, live dargeboten mit einer Band, die echte Instrumente spielt, ist immer ein doppelter Genuss im Vergleich zum Studioalbum.

Wie man an meinen überaus positiven Worten erkennen kann, war der Konzertabend äußerst gelungen, vom genialen Preis-Leistungsverhältnis ganz zu schweigen! Danke, fritz! Ich höre dennoch weiter RadioEins 😉

Die Schwester der Königin

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , , , on Dienstag, 4. März 2008 by mediensucht

Drama, Baby!

schwester_der_k1.jpg Elisabeth I. herrschte in England von 1558 bis 1603 und prägte das nach ihr benannte Elisabethanische Zeitalter. Es kam zu Glanzleistungen auf verschiedenen Gebieten wie Literatur (Shakespeare), Wissenschaft (Bacon) und Forschung (Drake). Ihr sind viele Filme gewidmet, zuletzt Elizabeth – Das Goldene Königreich von Shekhar Kapur mit der wunderbaren Cate Blanchett. Die historischen Grundlagen für den Erfolg von Elisabeth I. schafften aber schon ihre Vorgänger(innen). Vater Heinrich VIII. wandte sich vom Papst und der katholischen Kirche ab und kreierte mit seiner Ehepolitik ein Chaos, aus dem Elisabeth erst als Herrscherin hervorgehen konnte. Insofern ist es durchaus interessant, die Ereignisse vor Elisabeth mittels eines Films genauer zu beleuchten.

Um den Status der Familie zu erhöhen, schickt ihr ehrgeiziger Vater Sir Thomas Boleyn die zwei Schwestern Anne (Natalie Portman) und Mary (Scarlett Johansson) an den Hof des englischen Königs Heinrich VIII. (Eric Bana). Dessen Frau Katherine von Aragon (Ana Torrent) kann ihm keinen Sohn und Thronfolger gebären. Heinrich wendet sich Mary zu, die ihm einen Sohn schenkt. Nun bringt sich aber Anna ins Spiel und verführt den König. Sie gibt sich Heinrich aber nur voll und ganz hin, wenn sie auch Königin wird …

Regisseur Justin Chadwick setzt voll und ganz auf Drama. Er verzichtet weitestgehend auf optische Spielereien. Nur einige Einstellungen mit einer Art Schlüssellochkamera sind erwähnenswert. Die Ausstattung ist historisch korrekt, aber im Vergleich zu Kapurs Filmen eher zurückhaltend. Im Mittelpunkt steht das Zusammenspiel der Figuren. Das Drehbuch von Peter Morgan (Die Queen) nach einer Vorlage von Philippa Gregory bietet ausreichend Raum, das Innenleben der Figuren nach außen zu kehren. Genau hier liegt auch die Stärke des Films. Portman und Johansson besitzen das Können, diese Vorgaben auch umzusetzen. Selbst Eric Bana spielt, obwohl der Fokus auf den Damen liegt, seinen Heinrich VIII. in den zeitlich begrenzten Szenen so, dass man mehr als nur den Frauen-verschlingenden Monarchen erkennt.

Ein gewisses historischen Grundwissen ist sicher nicht von Schaden, um die Bedeutung des Gezeigten einordnen zu können. Der Film funktioniert aber auch als eindringliches Kammerspiel. Es gibt viele Szenen von prickelnder Spannung, die den Zuschauer mitreißen. Als die zwei Schwestern, vom König als neue Hofdamen eingesetzt, bei der übergangenen Königin vorsprechen, wird Mary nach ihren Fähigkeiten befragt. Sie muss widerwillig ein Lied singen und wird von der Königin der Lächerlichkeit preisgegeben. Ohne großes Tamtam inszeniert, spürt der Zuschauer sofort den Schmerz der Königin, er leidet mit der vom Vater an den Hof gezwungen Mary – eine brillante kleine Szene.

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Chadwick hält sich mit kleineren Anpassungen an die historischen Grunddaten, ohne aber das Spekulieren zu vergessen. Natürlich sind die genauen Abläufe in den königlichen Gemäuern nicht bis ins Detail bekannt, Chadwick macht seine Version aber für den Zuschauer nachvollziehbar. Mit der heutigen Welt sind die Beweggründe der Figuren nicht zu vergleichen, im geschichtlichen Kontext aber stimmig. Dank Chadwick verkommt der Film nicht zu einer spätmittelalterlichen Seifenoper. Die Schwester der Königin ist ein packendes und intimes Geschichtsdrama mit zwei ausgezeichneten Hauptdarstellerinnen. Für kitschigen Bombast ist dagegen ein Inder zuständig …

8/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)