The Darjeeling Limited

Bunt, skurril, schön – ein typischer Wes Anderson-Film!

darjeelinglimited.jpgEs gibt romantische Komödien, es gibt skurrile Dramen und es gibt Wes Anderson-Filme. Letztere sind keines von dem und doch alles. Wes Anderson machte schon immer Filme einer speziellen Art. Es gibt Menschen, die damit (mir unverständlich) nicht zurecht kommen und es gibt solche, die seine Filme lieben. Ich würde mich zu Letzteren zählen. Auch von Andersons neuem Film The Darjeeling Limited bin ich begeistert, hat er doch genau das, was man von einem typischen Wes Anderson-Film gewöhnt ist. Hier treibt er sein Schaffen sogar auf einen neuen Höhepunkt.

Der Film beginnt mit einem Kurzfilm, den Anderson schon 2005 gedreht hat, der aber Basis für die folgende Geschichte ist und sich gut ins Konzept einpasst. Wäre er nicht technisch (durch Abspann und Einblendungen) vom eigentlichen Film getrennt worden, dieser Aspekt wäre nicht sonderlich aufgefallen. Er stellt aber wiederum nur einen kleinen Teil der netten Spielereien von Anderson dar, die mir so gefallen.

The Darjeeling Limited handelt von drei Brüdern, die auf einer Indienzugreise wieder zu sich finden wollen. Sie haben sich zuvor ein ganzes Jahr lang nicht gesehen. Nach der Beerdigung ihres Vaters hatten sie sich aus den Augen verloren. Nun steckt jeder in einer kleinen Sinnkrise mit verschiedensten Ursachen. Diese Suche nach einem Lebenssinn und das Zusammenfinden sind natürlich klassische Themen, die man aus vielen Filmen kennt. Doch wenn sie einem so wunderbar erzählt werden wie von Anderson, schaut man den Protagonisten gerne zu.

Die Charaktere der Brüder sind gewohnt skurril angelegt. Jeder der Herren hat gleich mehrere Spleens. Der Umgang miteinander ist un- bis außergewöhnlich. Adrien Brody, Jason Schwartzman (der mit Cousin Roman Coppola und Wes Anderson am Drehbuch schrieb) und der mir sonst so ungeliebte Owen Wilson sind nicht nur ausgezeichnet besetzt, sie verhelfen ihren Figuren auch zu ungewöhnlicher Tiefe, die man hier eigentlich gar nicht erwartet. Überhaupt schlägt Anderson teils auffallend ernste Töne an. Wunderbarerweise stören diese Elemente nicht, sie verstärken vielmehr inhaltlich und atmosphärisch. Zu weiteren liebenswerten Spielereien gehören auch witzige Gastauftritte von aus früheren Anderson-Filmen bekannten Stars.

Eine große Stärke von Anderson war schon immer die filmische Umsetzung seiner Geschichten. The Darjeeling Limited ist in dieser Beziehung fast schon perfekt. Zumindest trifft er mit seiner Arbeit genau meinen Geschmack. Der Film ist, wie schon seine Vorgänger (z.B. The Royal Tenenbaums und besonders Die Tiefseetaucher) quietschbunt und brillant ausgestattet. Die Sets strotzen vor Detailreichtum, die Farben sind grell und vielfältig. Auch die Kameraführung ist großartig. Die Einstellungen sind lang und beobachten oft die Gesichter der Darsteller. Viele Fahrten und Schwenks sorgen für Dynamik. Faszinierend einmal wieder, dass sich die Setbauten diesem Stil unterwerfen. So kann es vorkommen, das örtlich getrennte Ereignisse mittels eines gebauten Sets gezeigt werden – toll! Auch musikalisch trifft Anderson meinen Geschmack. Die ausgewählten Titel sind wohlbedacht und unterstützen die Atmosphäre.

Nach einigen kritischen Stimmen zum Film ging ich eher skeptisch ins Kino, wurde aber positiv überrascht und nicht enttäuscht. The Darjeeling Limited ist keineswegs langweilig und uninteressant. Der Film fesselt von der ersten Minute durch nie enden wollenden Detailreichtum, liebenswerte Charaktere, eine skurrile Geschichte und eine brillante Umsetzung. Dicke Empfehlung für diese etwas andere Art von Film!

9/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

12 Antworten to “The Darjeeling Limited”

  1. Schoen, dass dieser etwas andere Film auch Jemand Anderem gefaellt ausser mir .
    Ich muss glaubs mal nach ein paar DVD bei amazon gucken von Wes Anderson.

    Irgendwie bringe ich Verstaendnis fuer die Personen auf, die den Film langweilig fanden. Wenn man nicht von der Art gefesselt wird, dann sind sicher Szenen sehr langatmig und dies wird dann schnell langweilig.

    Und die Musik ist super. Vorallem Where Do You Go To (My Lovely) . tataaatatataaa…

  2. Langweilig war mir nie. Ohne etwas filmisches Interesse könnte ich mir schon vorstellen, dass der Film nicht unbedingt gefällt. Die Machart gehört aber nunmal dazu. Man kann eben auch über Bilder eine Geschichte erzählen und Personen charakterisieren!

  3. Hi,

    Peter Sarstedt habe ich mir direkt nach dem Film besorgt: „You talk like Marlene Dittrick“ (hihi) und mich mal wieder neu in Natalie Portman verliebt, leider eine Liebe die auf Einseitigkeit beruht, da sie noch nicht bei Pro7Sat.1 aufgetaucht ist… Apropos: Der letzte Praktikant war fett und faul und ist gegegangen worden, aber der neue scheint deiner würdig zu sein, zumindest macht er eínen guten Eindruck.

    Warum magst du eigentlich Owen Wilson nicht? Und wie stehts mit Luke? Habe übrigens vor kurzem einen kleinen Film gedreht, vielleicht magst du ihn dir mal anschauen…

    http://www.nitewalkz.de/inoshiro.html

    Greetz,
    Sub_Kif

  4. @ Sub_Kid

    Bei mir ist Natalie leider auch nicht aufgetaucht, vermutlich hat sie meine Adresse verlegt.

    Schön, dass sich der neue Praktikant besser macht als sein dicker Vorgänger!

    Gegen Luke habe ich nichts, sehe ihn sogar recht gern. Was es bei Owen ist, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht liegt es an seiner eintönigen Hackfresse!

    Dein Film wird bei Zeiten geschaut …

    Grüßäää

    p.s. Kiffen wird mit Doppel-f geschrieben! 😀 Wohl so ein Freudscher!

  5. Ebend… es sollte Sub_Kid heissen, aber das „f“ liegt zu nah am „d“

  6. @ Sub_Kid

    Habe nun Deinen Film mal angeschaut. Finde ich technisch sehr gut, gerade wenn man die Kürze der Zeit betrachtet. Schauspielerisch wars … naja – wohl auch wegen des Zeitdrucks 😉 Du solltest aber mal irgendwas mit Film machen! 😀

  7. Ja, der Hauptdarsteller war mehr aufgrund seines Charakters gecastet und ist eigentlich DJ…

  8. […] Tenenbaums zu verantworten hat. Glücklicherweise hat das u.a. der geschätzte Kollege aus dem Mediensucht-Blog in bewährt lesenswerter Manier […]

  9. […] ich zwei Kritiken zu den Filmen Control (Sneak) und The Darjeeling Limited geschrieben hatte, musste ich mir die Filme natürlich auch mal ansehen. Und was soll ich sagen, […]

  10. Habe den Film ähnlich wahrgenommen wie du, entsprechend erhielt auch von mir dieselbe Wertung.

  11. […] Darjeeling Limited Ein wunderbarer gemachter Film mit toller Atmosphäre. Die DVD verrät zudem, welch immense Arbeit in dem an Originalschauplätzen […]

  12. […] Ein wunderbar gemachter Film mit toller Atmosphäre. Für mich der momentan beste Anderson. Siehe Kritik. […]

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