Helden der Nacht

We yawn at night

weownthenight1.jpgEin Polizist, ein verdeckter Ermittler, kriminelle Machenschaften, Brutalität, Spannung bis zum Erstarren und eine hitzige Atmosphäre … ja, The Departed war schon ein guter Film, aber schreibe ich lieber über Helden der Nacht! Gern wäre der Film so gut, leider versteht es Regisseur und Autor James Gray nicht, mit seinem Film nur in die Nähe von Scorsese zu kommen. We own the night (so der Originaltitel) ist langweilig, kaum spannend und oft viel zu unlogisch.

Die Grundidee ist zwar nicht neu, böte aber viel Potential für Spannung und Atmosphäre. Bobby (Joaquin Phoenix) führt sehr erfolgreich einen Nachtclub, in dem auch Drogengeschäfte der russischen Mafia geduldet werden. Die Polizei, zu der Bobbys Bruder Joseph (Mark Wahlberg) und sein Vater gehören, versucht hinter die Machenschaften der Mafiosi zu kommen. Als Joseph angeschossen wird, arbeitet Bobby verdeckt für die Polizei, um die Russen zu überführen, doch die Situation eskaliert.

Gray legt viel Wert auf Charaktertiefe und Gefühl. Es kommt gehäuft zu Konfliktsituationen, die das Innere bzw. die Gefühlswelt der Protagonisten beleuchten sollen. Die Szenen sind aber so in die Länge gezogen, dass kaum Spannung aufkommen kann. Zudem hapert es an der Logik. Viele Handlungen der Figuren sind kaum nachvollziehbar. Die Charaktere bleiben einem seltsam fremd. Die Schauspieler geben zwar ihr Bestes, um gegen die behäbige Inszenierung anzukämpfen, scheitern aber an der falschen Prioritätensetzung von Gray. Ohne eine ordentlich erzählte Geschichte bringen solche Schauspielleistungen nichts, dann wirken sie nur fehlgeleitet.

Die Ungereimtheiten auf der Handlungsebene stören ebenso gewaltig. Der Auslöser für das Scheitern einer geregelten Festnahme in der Drogenfabrik ist lächerlich. Dann muss man sich fragen, warum ein potentieller Kronzeuge, dem man eben noch eine andere Identität geben wollte, sich plötzlich als Polizist auf dem Präsentierteller zeigt. Dass die Polizei zu doof ist, ein zu stürmendes Haus zu umstellen, ist dann noch die Krone der Misere. Das pathetische Ende lässt den Zuschauer wiederum ungläubig zurück. Es fehlt an Konsequenz, dieses Drama auch als Drama zu verkaufen. Stattdessen ist der Halbkriminelle nun ein richtig Guter geworden und bezeugt seinem Bruder die Liebe. Auch hier denkt man wehmütig an die wunderbare Geradlinigkeit und Konsequenz eines The Departed.

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Es ist schon ärgerlich, wie Gray mit dem vorhandenen Potential umgeht. Er fährt den Karren zielstrebig gegen die Wand. Zu viele störende Einflüsse verhindern einen Zugang zum Film: Unglaubwürdigkeit der Handlung, Logikschwächen, schlechtes Timing und eine lächerlich wirkende Polizei. Das ist alles so überflüssig wie der Film selbst.

Nur 3/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

Eine Antwort to “Helden der Nacht”

  1. […] Helden der Nacht – We Own the Night (James Gray) Siehe Kritik. […]

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