Wonderfalls

Dass deutsche TV-Sender mitunter aus unerfindlichen Gründen gute Serien einfach aus dem Programm kicken, sie schlecht bewerben oder auf miesen Programmplätzen verkümmern lassen, weshalb es gerade deutsche Serien derzeit auch so schwer haben, ist dem unerschütterlichen Fernsehzuschauer längst bekannt. Doch selbst im „Mutterland“ der innovativen TV-Serie kommt es zu solch merkwürdigen Erscheinungen. Wie anders ist zu erklären, dass so eine brillante Serie wie Wonderfalls im Jahre 2004 beim großen Sender FOX keine Chance erhielt! Einzig den beherzten Bemühungen der Fans ist es zu verdanken, dass zumindest die erste (und leider auch einzige) Staffel der Serie überhaupt noch dem Zuschauer zugänglich gemacht wurde. Wonderfalls wurde von FOX kaum beworben, auf einem schlechten Sendeplatz verheizt und dann nach nur fünf Folgen abgesetzt. Erst die Fanproteste führten zur Veröffentlichung einer DVD-Box. Inzwischen lief die Serie sogar recht erfolgreich auf dem Sender LOGO.

Erfinder der Show ist – oh Wunder – Bryan Fuller, was schon einige Rückschlüsse auf den Inhalt gibt. Es geht mal wieder, wie auch bei Pushing Daisies oder Dead Like Me, die ebenfalls der Fantasie Fullers entsprangen, wundersam zu. Wonderfalls konzentriert sich dabei auf Schicksalsfragen und das große Thema Liebe. Und wie es bei Fuller so üblich ist, sprüht auch Wonderfalls über voller liebenswerter Details und skurriler Einfälle. „Unfreiwillige“ Heldin der Serie ist Jaye Tyler (verkörpert durch die bezaubernde Caroline Dhavernas), Mitglied einer reichen Familie, die es aber trotz Studiums mangels Antrieb und Leidenschaft nur zur Verkäuferin eines Souvenirshops an den Niagarafällen namens „Wonderfalls“ gebracht hat und in einem Trailerpark wohnt. Ihre gelangweilte und misanthropische Art erinnert etwas an Georgia Lass aus Dead Like Me. Auch Jaye wird durch wundersame Dinge in Ereignisse verwickelt, die sie ins Leben zwingen. Doch nicht dem Tod begegnet Jaye, sondern einem Wachslöwen, der spricht. Bald sprechen auch andere vermeintlich leblose Tiere zu ihr und verlangen von ihr, Dinge zu tun, die eigentlich keinen Sinn ergeben. Widerwillig führt sie die Anweisungen aus, um am Ende verdutzt festzustellen, dass sie mit ihrem Handeln einem Menschen geholfen hat. Doch Jaye kommt mit ihrer Rolle als unfreiwillige Heldin nicht zurecht und hält sich für total verrückt.

Für den geneigten Seher der Serie funktioniert sie gleich auf mehreren Ebenen. Zunächst ist es äußerst amüsant, dem verrückten Treiben zuzuschauen. Auch der Zuschauer weiß zunächst nicht, wohin das Ganze führen soll. Jaye rutscht von einer skurrilen Situation in die nächste. So mutet eine Folge wie ein kleiner Krimi an, bei dem erst am Ende alles aufgeklärt wird. Natürlich gibt es auch hier eine Rahmenhandlung. Jaye verliebt sich in den Barkeeper Eric (Tyron Leitso), der nicht mit der Trennung von seiner Frau Heidi (Jewel Staite) zurecht kommt. Das Zusammenfinden der Beiden wird einerseits durch die seltsamen Befehle der Tiere verhindert, andererseits durch die Angst Jayes, ihre Verrücktheit auf Eric zu projizieren. Auch die Nebencharaktere weisen eine für die Serie typische liebenswerte Verrücktheit auf, die oftmals sehr unterhaltsam ist. Als Bruder ist übrigens schon Lee Pace zu sehen, der später in Pushing Daisies die Rolle von Ned (The Piemaker) übernehmen wird.

Auch hier mal ein paar Worte zur Musik. Die Auswahl des Scores trifft wiederum voll meinen Geschmack. Besonders witzig fand ich den Einsatz von We Used To Be Friends von den Dandy Warhols bei einem Klassentreffen. Genau dieser Song wurde auch als genialer Titelsong für Veronica Mars verwendet. Auch der Titelsong von Wonderfalls (I Wonder Why The Wonderfalls von Andy Partridge) mit einer Textzeile wie „I wonder why the wonder falls on me“ trifft den Inhalt und die Stimmung der Serie ausgezeichnet. Eine Liste der für Wonderfalls verwendeten Songs findet sich hier. Einige Songs wurden allerdings wegen hoher Lizenzkosten auf der DVD-Version ausgetauscht.

Dass ein deutscher Free-TV-Sender die Serie jemals ausstrahlen wird, halte ich für fast unmöglich. Vielleicht gibt es sie mal auf einem Bezahlserienkanal von Premiere zu sehen, wenn man für die Synchronisation zahlen will. Bis dahin sei jedem Interessierten empfohlen, sich die englische Fassung zu Gemüte zu führen (beispielsweise auf DVD). Mir hat`s mal wieder sehr gefallen!

2 Antworten to “Wonderfalls”

  1. […] nicht nur hinter Pushing Daisies steckt, sondern auch die ebenso wunderbare Serie Wonderfalls (dazu später einmal mehr) kreierte. Die Parallelen sind offensichtlich. Wieder geht es um Schicksal und Tod, […]

  2. So, nachdem dieser Beitrag jetzt weit genug in der Versenkung verschwunden ist und ich zudem einem Kumpel gestern die ersten beiden Episoden dieser Serie gezeigt hat, wird es mal Zeit, mich hier zu melden! (Nicht dass Du denkst, ich hätte das hier vergessen… =))

    Das Problem: Eigentlich kann ich hier nämlich nur meine Zustimmung hinterlassen, da die Serie einfach ganz vorzüglich, wunderbar und sehr toll ist.
    Es ist wirklich sehr schade, dass es nicht zu mehr Episoden gereicht hat – aber zumindest zum Teil verständlich, da sie einerseits sehr dialoglastig ist und andererseits eben schon äusserst skurril. Eben nicht unbedingt das was der breiten Masse zusagt. Umso schöner natürlich, dass Pushing Daisies da wesentlich mehr Resonanz bekommt.

    Auf alle Fälle muss ich irgendwann auch noch mal einen Versuch mit „Dead Like Me“ starten. Irgendwann im Laufe der ersten Staffel hab ich es damals aufgegeben – das wird beim nächsten Mal hoffentlich nicht wieder passieren. =)

    Explizit auch noch mal Zustimmung zu dem Lob für die tolle Musikauswahl! Den Titelsong musste ich mir auch erstmal besorgen. =)

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