Archiv für Dezember, 2007

Auf ein Neues …

Posted in Sucht des Tages with tags , on Montag, 31. Dezember 2007 by mediensucht

Das/der Mediensucht Weblog wünscht eine schöne Silvesternacht und ein gutes neues Jahr 2008!

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Kurzkritiken – Dezember 2007

Posted in Cinemanie with tags , , on Donnerstag, 27. Dezember 2007 by mediensucht

Diesen Monat gab es wieder mehr Filme im Kino und auf DVD für mich zu sehen. Dieser Beitrag enthält Kurzeindrücke zu den Filmen.

Nach 7 Tagen ausgeflittert
Leider fällt den Farrellys nichts mehr ein. Langweilige Aneinanderreihung aufgewärmter Uraltgags mit einem Stiller, der schon Jahre das Gleiche macht und nur noch nervt. 3/10, einzig und allein für Michelle Monaghan! 😀

American Gangster
Klassisches Mafia-Kino mit klassischen Mitteln umgesetzt. Interessant und spannend erzählt. Mehr brauchte ich an diesem Abend nicht! 7/10

Der Fluch der Karibik 3
Bei der zweiten Sichtung noch schlechter. Der Film ist eigentlich nichts weiter als eine Effektorgie. Die Effekte sind allerdings wirklich recht gut gelungen. Die Geschichte ist uninteressant, wirkt konstruiert und stark auf Johnny Depp ausgerichtet, der allerdings den Film vor dem Totalreinfall rettet. Ca. 3/10

Operation Kingdom
Ein weiterer Film zur aktuellen Irak-Problematik, der aber ziemlich actionlastig geraten ist und eher die Auswirkungen der Krise zeigt und die Ursachen nur anreißt. Durchaus spannend, aber ohne Relevanz oder Erkenntnisgewinn. 6/10

Across The Universe
Hatte ja so meine Zweifel, hier darf man aber sagen, dass die vom Trailer geschürten Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Klar ist der Film eine Aneinanderreihung von Musikvideos, man hat es aber tatsächlich geschafft, die Stücke interessant und spannend mit einer Geschichte zu verknüpfen, die mitreißt. Die Beatles-Interpretationen sind gelungen und die Bilder teils fantastisch. Hat mir sehr gut gefallen! 9/10. Mehr in der Kritik.

Gone Baby Gone
Gute Milieustudie, die nicht nur dem Hauptdarsteller ins Gewissen beißt, sondern auch den Zuschauer mitnimmt. Intensiv, gut beobachtet und hervorragend gespielt. 8/10

Mein bester Freund (Sneak)
Wieder so eine redseelige französische Tragikomödie, die mit Plakativität und Einfältigkeit den schmalen Grad von guter Unterhaltung zur billigen Anbiederung weit überschreitet. Naiv und dumm! 2/10

Invasion
In Ermangelung einer Sichtung des Original, was manchmal nicht schaden kann, wagte ich mich mal wieder an mein „Lieblingsgenre“ (Horrorfilm) … mit mäßigem Erfolg. Das Übliche eben. Wenig spannende Story mit den immer gleichen Elementen. Da die Umsetzung auch rein gar nichts Neues bringt, bleibt außer ein paar netter Einzelszenen nichts Positives für mich übrig. 3/10

Mr. Magoriums Wunderladen
Es weihnachtet sehr! Und da kommen die üblichen Filme. Hierbei handelt es sich um einen reinen Kinderfilm mit den entsprechenden Elementen. Es wird gewaltig gemenschelt. Für Erwachsene fehlt da jeder Reiz. Harmlos, nett und mit Kinderaugen: 4/10.

Der Sternenwanderer
Eine positive Überraschung, da entgegen der Erwartung eigentlich überhaupt nicht kindgerecht. Eine klassische Fantasy-Geschichte, die mit viel bösem Humor und witzigen Seitenhieben auf das eigene Genre umgesetzt wurde. Dazu noch eine Portion Erotik und Grusel. Sehr unterhaltsam! 8/10

Golden Door
Es hat etwas gedauert, bis ich mit der etwas langatmigen und oft sehr bildhaften Erzählweise zurecht kam. Dann war der Film über die Reise einer armen italienischen Bauernfamilie nach Amerika aber doch relativ interessant (schon aus rein historischer Sicht). 6/10

In der Sneak (OV) die Lizbeth getroffen und auch etwas drüber geschrieben (siehe Kritik).

Der Goldene Kompass
Gefiel mir überraschend gut! Technisch perfekt, optisch ansprechend und inhaltlich interessant, obwohl ich mir sogar ziemlich sicher bin, dass es nach Vorlage noch interessanter hätte sein können. Mit der frechen Rotzgöre gab es mal eine gegen den üblichen Strich gebürstete Hauptfigur. Von Langeweile bei mir keine Spur. 70%

Running With Scissors
Ich kam immer noch nicht so wirklich mit dieser wilden Mischung aus toternstem Drama und skurriler Komödie zurecht. Vielleicht ein Timingproblem?! Es ist aber trotzdem toll, diesen wunderbaren Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen: Brian „alte Sau“ Cox, Annette „Kreischträne“ Bening, Alec „Alki“ Baldwin, Gwyneth „seltsam“ Paltrow oder Evan Rachel „Warum ausgerechnet Marilyn Manson?“ Wood! Und das faszinierende an der Story ist, dass sie auf Wahrheiten aufgebaut sein soll! 7/10

Todeszug nach Yuma
Ordentlicher Old-School-Western mit allen klassischen Elementen, die das Westernherz höher schlagen lässt. Mal wieder großartig: Christian Bale und Russell Crowe! 7/10

King of California
Es lohnt nicht wirklich, viele Worte über den Film zu verlieren! Nett: Evan Rachel Wood. Verrückt: Michael Douglas. Aus der reizenden Idee der Geschichte wurde aber nicht viel gemacht. Schon vergessen! 4/10

Bee-Movie
Irgendwie zu harmlos, zu einheitlich, zu kindgerecht. Manchmal aber sehr witzig. Scheint auch neuerdings Trend zu sein, sich als Star in Filmen selbst auf die Schippe zu nehmen (bei Larry King eindeutig zu oft). 6/10

La Vie En Rose
Edith Piaf als unsympathische Kratzbrüste mit Hammerstimme! Optisch ordentlich umgesetzt, dachten sich die Macher, sie müssten eins auf MEMENTO machen und würfelten die Zeitschnipsel so wild durcheinander, dass einem jeglicher Zugang flöten ging. Schade drum, weil’s interessant hätte werden können. Ab und zu fand ich zudem Marion Cotillard so dermaßen mit Maske zugekleistert, dass es nur noch künstlich wirkte. So 5/10

Eastern Promises (Tödliche Versprechen)
Kritik hier.

Der Flug des Phoenix
In Unkenntnis des Originals kann ich nur davon ausgehen, dass es besser sein muss. Bei diesem Remake setzte man mehr auf Optik und Gepose. Ein nackter Oberkörper zählte mehr als intelligente Handlung. Zudem hatte ich den Eindruck, dass so ein Flugzeugabsturz in der Wüste der reinste Spaß gewesen sein muss. Da passten die wenigen spannenden Elemente gar nicht. Sie wirkten deplaziert und gezwungen. 3/10

Wünsche

Posted in Sucht des Tages with tags , on Montag, 24. Dezember 2007 by mediensucht

Der/das Mediensucht Weblog wünscht geruhsame Weihnachten!

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Es werde Licht!

Posted in Geschwätzigkeit, Videomanie with tags , , , on Freitag, 21. Dezember 2007 by mediensucht

Neulich … nein, überneulich gab es eine Aktion von sogenannten Umweltschützern, die zum 5-minütigen Lichtausschalten aufforderte. Über den Sinn solcher Aktionen kann man streiten, witzig fand ich aber, dass gerade die Haushalte mit einer 10’000 Watt-Weihnachtsbeleuchtung an Fenstern und Balkon für 5 Minuten das Licht ausmachten.

Schöner sind doch in der Weihnachtszeit Beleuchtungsideen, die sich vom ewigen Flimmeroverflow abheben. In Berlin-Pankow hat man sich für eine vielbefahrene, eigentlich hässliche Einkaufsstraße etwas einfallen lassen und leuchtende Geschenkpakete in die kahlen Bäume gehängt. Das finde ich sehr schön!

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Die Amerikaner haben wahrscheinlich kein Wort „dezent“ im Wortschatz. Anders kann man Folgendes nicht erklären:

Noch mehr auf der Seite der Holdmans.

Rezept: Carpaccio von der Wiener Wurst an Mostrichhügel und gespaltener Weißbrotschnitte

Posted in Schlemmerei with tags , , , on Mittwoch, 19. Dezember 2007 by mediensucht

Carpaccio von der Wiener Wurst an Mostrichhügel und gespaltener Weißbrotschnitte

Heute gibt es mal ein wohlschmeckendes Gericht aus der Haute Cuisine, dessen Zubereitung es jahrelanger Küchenausbildung und äußersten Fingergeschicks bedarf.

Zutaten:

  • 2 Wiener Würstchen
  • 1 Scheibe Toast
  • 2 TL Senf

Zubereitung:
Die Scheibe Toast mit einem Messer diagonal teilen. Die Wiener Würstchen in dünne Scheiben schneiden und in der Mikrowelle 1 Minute bei 800 Watt erhitzen. Alles mit 2 TL Senf auf einem Teller anrichten.

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Bon Appétit!

Eastern Promises (Tödliche Versprechen)

Posted in Cinemanie with tags , , , , , on Dienstag, 18. Dezember 2007 by mediensucht

Viggo – The Show

David Cronenberg macht neuerdings sogenannte Mainstream-Filme. Ob er damit mehr Erfolg hat als früher, ist nicht wirklich sicher. Er ist – nicht zuletzt durch die „aggressivere“ Vermarktung – zumindest mehr Menschen bekannt. A History Of Violence könnte man in dieser Hinsicht als kleinen Erfolg verbuchen. Nun versucht Cronenberg also mit Eastern Promises daran anzuschließen und setzt dabei mit Viggo Mortensen auf den selben Hauptdarsteller. Zumindest diese Personalie kann man als geglückt bezeichnen, auch wenn sonst einige Kritikpunkte das Gesamtbild trüben.

Thematisch befinden wir uns wieder im Verbrechermilieu. Diesmal hat es Cronenberg die russische Mafia von London angetan. Geburtshelferin Anna Khitrova (Naomi Watts) findet bei einer sterbenden Schwangeren ein Tagebuch. Das Kind wird gerettet, die Mutter stirbt. Mit Hilfe des Tagebuchs versucht Anna Verwandte des Babys zu finden. Erster Anlaufpunkt ist ein russisches Restaurant, dessen Chef Semyon (Armin Mueller-Stahl) sich Anna annimmt. Sein zwielichtiger Fahrer Nikolai (Viggo Mortensen) hat derweil alle Hände damit zu tun, Semyons Sohn Kirill von krummen Geschäften abzuhalten, die er hinter dem Rücken seines Vaters macht. So gerät Anna noch unwissend in die Londoner Unterwelt, in der die russische Mafia ein Wörtchen mitzureden hat.

Atmosphärisch ist Cronenberg kaum etwas vorzuwerfen. Düstere Sets in Dunkelheit und Regen und die nötige Härte in der Gewaltdarstellung sorgen für die entsprechende Wirkung beim Zuschauer. Inhaltlich verkommt der Film aber zu einer Ein-Mann-Show. Viggo Mortensen lässt als mysteriöser Fahrer die „coole Sau“ heraus. Er macht seine Figur zu einer äußerst faszinierenden Erscheinung, die alle anderen Charaktere in den Schatten stellt. Diese sind dagegen nicht mehr als plakative Abziehbilder. Mueller-Stahl gibt den üblichen Mafiaboss, der ganz lieb zu seiner Familie sein darf, wenn es um die Geschäfte geht, aber äußerst gewissenlos zu Werke geht. Faszinierend an dieser Stelle allerdings, dass diese Taten Semyors nur im Geiste des Betrachters entstehen, da es Cronenberg geschickt vermeidet, sie direkt zu zeigen.

Sohn Kirill wird durch Vincent Cassel verkörpert, der mal wieder völlig durchgeknallt und böse sein darf. „Schaut her, wie unsympathisch dieser Typ doch ist!“ wird dem Zuschauer immer wieder aufgezwungen. Nicht anders sieht es mit Krankenschwester Anna aus, die nur das Wohl des Kindes im Sinn hat und sonst sexy mit dem Motorrad durch London düst. Naomi Watts versteht es aber dennoch im Rahmen der Möglichkeiten erstaunlich gut, eine Balance zwischen der Zerbrechlichkeit und des selbstbewussten Engagements ihrer Figur herzustellen.

Ohne noch mehr von der Geschichte verraten zu wollen, bleibt es inhaltlich in den genreüblichen Bahnen. Das Erzähltempo ist nicht sonderlich hoch, da sich Cronenberg auch mehr auf Atmosphärisches konzentriert. Leider gibt es kaum Überraschungen. Einzig mit plötzlichen Gewaltausbrüchen kann Cronenberg beeindrucken. Es geht dabei aber weit weniger schlimm zu als in aktuellen Horrorfilmserien wie Hostel oder Saw. Somit kann der Film auf diesem Gebiet keine Exklusivität beanspruchen. Die Gewaltdarstellung ist hier auch nur einfaches Element der Geschichte. In Mafiakreisen geht es nun mal nicht zu, wie auf dem Weihnachtsmarkt. So kann man Eastern Promises als schönen Kontrast zum kitschigen Weihnachtsprogramm sehen.

Den Damen sei noch in zeitgemäßer Journalistensprache gesagt: Viggo Mortensen zieht blank! Allerdings wird sich die holde Weiblichkeit wenig an seiner Nacktheit ergötzen können, da die „äußeren Umstände“ der Szene nicht so ansehnlich sind. Dieser kleine Einwurf soll aber nur verdeutlichen, wie „normal“ und alltäglich Cronenberg mit vermeintlichen Tabus umgeht, was ich als positiv ansehe.

Eastern Promises (Tödliche Versprechen) glänzt mit Atmosphäre und einem Viggo Mortensen in Höchstform. Figurenzeichnung und einige Drehbuchschwächen trüben aber den Gesamteindruck etwas. Wer darüber hinweg sehen kann, darf sich auf einen klassischen Mafiathriller im dreckig-kalten Londoner Untergrundmilieu freuen, in dem die Russen von Europäern gespielt werden und (zumindest in der Originalversion) ausgerechnet der Amerikaner Mortensen das beste Russisch spricht.

6/10 Pillen zur Entwöhnung

(Besprechung bezieht sich auf die OV)

(auch auf kino.de)

Across The Universe

Posted in Cinemanie with tags , , , , , on Freitag, 14. Dezember 2007 by mediensucht

Soundtrack einer Generation

Ich gebe zu, ich bin voreingenommen! Meine musikalische Kindheit war geprägt von Beatles-Songs. Nein, so alt bin ich nicht, meine Eltern haben aber ihre musikalischen Spuren hinterlassen und mir „guten“ Musikgeschmack vererbt! So sah ich es nach der Sichtung des fantastischen Trailers von Across The Universe als meine Pflicht an, diesen Film im Kino zu sehen, ihn auf der großen Leinwand mit großem Sound zu erleben. Es hat sich gelohnt!

Wie aus dem Trailer schon zu erkennen (zu hören) ist, basiert der Film auf der interessanten Idee, eine Geschichte über die Lieder der Beatles zu erzählen. Das mag an sich noch nichts besonderes sein, doch gehen bei Musicalverfilmungen normalerweise die Lieder aus der Geschichte hervor und nicht umgekehrt. Hier lag also ein beeindruckendes Œuvre aus vielen Liebesliedern, aber auch aus politischen Songs vor, aus denen die Geschichte entstehen sollte: Within the lyrics of the world’s most famous songs lives a story, that has never been told! Erstaunlich, wie großartig dieses Vorhaben realisiert wurde!

Erzählt wird eine klassische Liebesgeschichte. In einer Zeit des politischen Umbruchs Ende der 60er bzw. Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts versuchen zwei Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen mit sich und der Welt zurecht zu kommen. Jude, Hafenarbeiter aus Liverpool, verliebt sich auf der Suche nach seinem Vater in den USA in Lucy aus gutbürgerlichem Haus. Wegen des Vietnamkrieges kommt es zu Studentenunruhen, die auch das Leben der zwei Liebenden beeinflussen.

Das Schöne an Across The Universe ist, dass die Geschichte mit den Songs vorangetrieben wird, sie nicht etwa in musikalischen Pausen verweilt und nur die klassischen Filmelemente zum Fortgang beitragen. Der Übergang von Gesprochenem zum gesungenem Beatlestext ist fließend. Zudem dienen die Lieder zur Charakterzeichnung der Figuren und geben tiefe Einblicke in ihre Seele. So ist der Film trotz der vielen Gesangseinlagen erfreulich komplex. Gerade durch die Liedtexte gewinnt er ungemein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Musik selbst. Sie wird seit jeher (und gerade im Film) als Transportmittel für Emotionen benutzt, hier ist sie nicht nur Hintermalung sondern Hauptdarsteller.

Sämtliche Beatles-Songs wurden neu interpretiert. Einige sind nah am Original, andere wiederum transportieren eine ganz andere Stimmung. Aus dem beschwingten „I Want To Hold Your Hand“ wurde beispielsweise eine feinsinnige Ballade. Viele Interpretationen gefielen mir sogar besser als die teils etwas angestaubten Originale. Eine außerordentliche Arbeit von Elliot Goldenthal, der die Songs der Fab Four bearbeitete. Über die gesanglichen Qualitäten der Darsteller lässt sich streiten. Jim Sturgess (Jude) und Evan Rachel Wood (Lucy) klingen nicht nach jahrelanger Gesangsausbildung. Mir waren die nicht makellosen Stimmen aber sehr sympathisch, da sie doch in die Rollen der „normalen“ Jugendlichen passten, sie nicht unnötig abgehoben erscheinen ließen.

Optisch ist der Film ein Knaller! Gemeinsam mit Kameramann Bruno Delbonnel (Amelie, Mathilde) und Produktionsdesigner Mark Friedberg (Die Tiefseetaucher) zeichnet Regisseurin Julie Taymor (Frida) nicht nur ein buntes Bild einer ereignisreichen Zeit, sondern macht aus jedem Song ein Ereignis für die Sinne. Da gibt es bunte Zirkusnummern, die an Monty Python erinnern. Da fliegen vietnamesische Bäuerinnen übers Wasser, als wären sie einem asiatischen Fantasiespektakel entsprungen. In einer von schrägen Einfällen sprühenden Sequenz wird die Einziehung von Judes Freund Max (Joe Anderson) zum Militär zum gruseligen Puppentheater während Uncle Sam unermüdlich „I Want You“ propagiert. Ebenfalls großartig ist die Pinwand aus Erdbeeren und andere grandiose Symbolik zu „Strawberry Fields Forever“.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die amüsanten Gastauftritte. In kleinen Nebenrollen gibt es da etwa Joe Cocker, Bono von U2 und Salma Hayek zu sehen. Daneben gibt es noch einige schöne Anspielungen auf die damalige Zeit. So ist das Musikerpaar Sadie (Dana Fuchs) und Jo-Jo (Martin Luther McCoy) Janis Joplin und Jimi Hendrix verdammt ähnlich. Natürlich spielen auch Sex, Drugs und Rock’n’Roll eine Rolle.

Eine gewisse politische Aussage möchte ich dem Film nicht absprechen, von größerer Relevanz in dieser Hinsicht ist er aber nicht. Er soll Spaß machen und die Atmosphäre einer Zeit fühlbar machen. Er will mit wunderbarer Musik eine herzerwärmende Geschichte erzählen. Es ist eigentlich überflüssig, zu erwähnen, dass man die Musik der Beatles nicht hassen sollte, um ihn zu mögen. Der Film ist aber mehr als Musik: Across The Universe transportiert das Lebensgefühl einer Zeit und ist damit der Soundtrack einer Generation!

9/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

Elizabeth – The Golden Age

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , , , , on Dienstag, 11. Dezember 2007 by mediensucht

Lizbeth – The Show

Elizabeth – Das goldene Königreich ist die Fortsetzung des Films Elizabeth aus dem Jahr 1998. Es lohnt durchaus, diesen Fakt im Hinterkopf zu behalten. Nicht nur thematisch wurde der Film fortgeführt, ein Großteil der Crew war auch wieder beteiligt. Michael Hirst werkelte am Drehbuch und Shekhar Kapur führte erneut Regie. Elizabeth (Teil 1) wurde für die beeindruckende Ausstattung und die großartigen Schauspielleistungen gelobt und ausgezeichnet, für den ungenauen Umgang mit der Vergangenheit aber gescholten. Nimmt man sich nun bei der Fortsetzung der Kritik an und versucht sich an einem genaueren Abbild der Geschichte? Oder greift man die damalige Idee, die Personen mit ihren Motivationen und Gefühlen in den Mittelpunkt zu stellen, wieder auf und baut sie aus? Man hat sich für Letzteres entschieden. Für mich ist dieser Ansatz auch völlig nachvollziehbar. Wer pure Geschichte will, schaue in ein Lexikon. Es kann nicht Aufgabe eines Films sein, das nachzuholen, was Lehranstalten verpassten. Der Film sollte vielmehr seine Eigenheiten nutzen, Interesse wecken, interpretieren und unterhalten.

Man hielt sich also wiederum nur grob an die geschichtlichen Ereignisse. Im Mittelpunkt steht Elizabeth I., die nach gelungener Inthronisierung ihre Macht gegen innere und äußere Feinde erhalten muss. Im Land wird die Königin durch ein Komplott der Katholiken bedroht, die ihre Königin Mary Stuart auf den Thron bringen wollen. Den Spaniern unter König Phillip II. steht der Sinn nach Krieg und Unterwerfung. Zudem ist die „jungfräuliche“ Königin auf der Suche nach einem Mann, um für die Thronfolge zu sorgen und ihr Image aufzubessern. Ihr Augenmerk fällt auf Sir Walter Raleigh, dessen niederer Stand aber eine Beziehung verbietet.

Cate Blanchett ist Elizabeth I.. Ich kann mir nicht vorstellen, das der Film ohne eine so ausdrucksstarke und markante Schauspielerin funktioniert hätte. Blanchetts Elizabeth schwankt in ihren Gefühlen zwischen Selbstmitleid, Trotzigkeit, Zweifel, Ehre, Liebe und Kraft. Es ist eine großartige One-Woman-Show, die selbst gestandene Schauspieler wie Geoffrey Rush (Sir Francis Walsingham) oder Clive Owen verblassen lässt. Letzter mag auf den ersten Blick etwas deplaziert in der Rolle des Seeräubers und Eroberers Raleigh wirken, zeigt aber wiederum die Prioritäten, die die Filmmacher setzten. Es geht eben nicht um ein historisches Abziehbild der Person, sondern um die Wirkung der Person auf die Königin. Und hier passt Owen ausgezeichnet. In Nebenrollen sind Samantha Morton (Mary), Rhys Ifans und Tom Hollander zu sehen. Nur die Rolle des königlichen Verehrers Georg von Helfenstein hätte man mit einen deutschsprachigen Schauspieler besetzen können. Das Deutsch von Robert Cambrinus klingt erbärmlich.

Beim Thema Ausstattung überbietet der Film nochmals seinen Vorgänger. War Teil 1 schon prächtig ausgestattet, handelt es sich nun um eine Ausstattungsorgie. Die Kostüme sind noch prachtvoller und vielseitiger, die Bauten pompöser, die Landschaften fantastischer. Auch die spanische Flotte weiß zu beeindrucken. Ein Großteil wird dabei sicher den Hirnen von CGI-Künstlern entsprungen sein, was aber keineswegs als Negativpunkt zu sehen ist. Technisch ist der Film fast perfekt. Kameramann Remi Adefarasin war wohl früher einmal Bergsteiger. Er setzt sich zumindest gern in luftige Höhe, um einige Aufnahmen zu machen. Insgesamt sind es schöne Einstellungen – eine wunderbar bewegliche Kamera. Die ziemlich dick aufgetragene Musik fügt sich prima ins Gesamtwerk der großen Elizabeth-Show ein.

Im Zentrum stehen immer wieder Szenen, die weniger Geschichte sondern Gefühl und Intention erzählen sollen. Die Hinrichtung Mary Stuarts beispielsweise mag historisch sogar relativ korrekt dargestellt sein, die Kamera interessiert sich aber mehr für das Gesicht von Samantha Morton. Nicht ganz so geschichtlich korrekt sind die Handlungen von Raleigh. Er verleitet aber die Königin zu außergewöhnlichen Gefühlsregungen. Außerdem dient seine Figur als Showelement. Und diese Show steht genau im Mittelpunkt. So mögen einige Szenen vielleicht übertrieben wirken, für mich ging dieses Showkonzept aber auf, denn damit setzt sich der Film wunderbar vom üblichen Einheitsbrei der Historienfilme ab.

Elizabeth – Das goldene Königreich glänzt wiederum mit einem Bombast an Ausstattung und Schauspielkunst. Der Film setzt in seinen historischen Bonbonladen seine Hauptfigur in den Mittelpunkt und unterwirft ihr alles. Wer mal wieder einen großen Kostümschinken sehen will, wird mit dem Film ausgezeichnet bedient. Als historischer Lehrfilm taugt er dagegen nur bedingt.

7/10 Pillen zur Entwöhnung

(Besprechung bezieht sich auf die OV)

(auch auf kino.de)

Kurzkritiken – November 2007

Posted in Cinemanie with tags , , , , on Sonntag, 2. Dezember 2007 by mediensucht

Da ich im November mein Augenmerk mehr auf einige gute US-Serien gerichtet hatte und ich zudem noch zwei Sneak Previews verpasst habe, fällt meine Monatsbilanz an Filmen recht dünn aus. Neben den bereits in eigenen Kritiken besprochenen Persepolis, Von Löwen und Lämmern und Free Rainer gab es nur noch:

Das weiße Rauschen (DVD)
Insgesamt recht guter Film zum Thema Schizophrenie. Das, was in die interessante Tongestaltung investiert wurde, fehlt bisweilen beim Bild. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit der Art von Kameraführung nicht wirklich zurecht komme. Starke Leistung von Brühl. 6/10

Geliebte Jane
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es sich bei dem Film nur um einen billigen Abklatsch von Stolz und Vorurteil handelt und musste mich selbst zu einer objektiveren Sicht zwingen. Natürlich behandelt der Film Themen aus Stolz und Vorurteil, da es ja quasi um die Entstehung des Romans geht. So ähneln sich viele Handlungsstränge. Leider besitzt Julian Jarrold nicht die Virtuosität eines Joe Wright, so dass Geliebte Jane im Vergleich etwas konservativ umgesetzt daherkommt. Es fehlt immer ein Quäntchen, sei es nun an Leidenschaft oder Temperament. Das macht Geliebte Jane noch nicht zu einem schlechten Film, aber im Vergleich stellt sich doch leichte Enttäuschung ein. Ja, die Erwartungshaltung … 6/10

Die Fantastischen Vier – live in Berlin (Hangar 2)

Posted in Beschallungsabhängigkeit with tags , , , , , on Samstag, 1. Dezember 2007 by mediensucht

Es gibt Bands, bei denen kann man mit einem Konzertbesuch nichts falsch machen. Man weiß genau, dass man gut unterhalten wird. Genauso ist es bei den Fantastischen Vier. Sie sind nicht nur die „Erfinder“ des deutschen HipHop, sie haben es auch geschafft, über Jahre erfolgreich zu bleiben. Dabei setzen sie sich erfrischend vom aktuellen Pöbel-Rap von Prekariatsproleten wie Sido oder Bushido ab (ein paar Seitenhiebe dürfen freilich nicht fehlen). Intelligente Texte paaren sich mit ausgefeilten Musikunterlagen und sympathischen Sprechgesangsstimmen.

Besser als die Longplayer der Fantas waren schon immer die Konzerte. Der Einsatz von „echten“ Instrumenten zahlt sich auch bei HipHop-Musik aus. Ein hämmerndes Schlagzeug, ein wummernder Zupfbass und eine echte Stromgitarre klingen einfach besser als die Konserve. Die Fantas selbst hüpfen auf der Bühne herum, als würden sie nicht älter. Gute Laune vom ersten Lied an. Das Publikum der aktuellen Stadt ist sowieso immer das Beste. Zu Berlin merkt man aber dennoch eine besondere Beziehung. Die Fantas waren hier schon sehr früh beliebt und hatten Erfolg. Michi Beck ist sogar vom Ländle in die Hauptstadt gezogen, was er auch extra erwähnte.

Fantakarte

Während die Alben auf hohem Niveau stagnieren, werden die Fantas live immer besser. Das mag nicht zuletzt an der immer ausgereifteren Bühnentechnik liegen, die selbst dem langjährigen Konzertbesucher noch Überraschungen bietet. Faszinierend waren beispielsweise sieben riesige Lampenschirme über der Bühne, deren Unterseite zum Publikum gedreht werden konnte und als Projektionsfläche für beidruckende Bilder und Filme fungierten. Für die ersten Zugaben wurde die Beleuchtungsanlage über dem Publikum herunter gelassen, die sich nun als Minibühne entpuppte. Plötzlich standen die Zuschauer in den hinteren Reihen „ganz vorn“. Eine einfache, aber schöne Idee!

An Sound wurde alles herausgeholt, was der umgebaute Flugzeughangar 2 des Flughafens Tempelhof hergab. Als akustische Zerreißprobe diente „Krieger“ von Thomas D, das die Lautsprecheranlage fast zum Explodieren brachte. Das Programm bestand aus Hits der 16 Jahre und Stücken der neuen Platte. Als Zugaben gab es dann auch die obligatorischen „Tag am Meer“ und „Populär“. Schön war zudem das von der letzten Tour schon bekannte „Oldie“-Intermezzo, bei dem Michi Beck an den Turntables sein Können zeigen durfte und den Ursprüngen der Fantas gefrönt wurde. Die Fantastischen Vier live in Berlin – ein lohnender Besuch!