Märzmelodie

Die Schlager Süßtafel

Liebesfilme gibt es viele. Zudem sind sie fast immer ähnlich aufgebaut. Ein potentielles Paar lernt sich kennen, muss eine Krisensituation überstehen und findet am Ende doch wieder zusammen. Ähnlich verhält es sich auch bei Märzmelodie. Entscheidend ist aber eine spezielle Idee in der Umsetzung oder in der Geschichte, die den Film vom Einheitsbrei absetzt, die ihn zu etwas Besonderem werden lässt. Diese Idee scheint Regisseur und Drehbuchautor Martin Walz gehabt zu haben.

Grundschullehrerin Anna kommt mit ihren Schülern nicht zurecht. Ihr wird das Leben zur Hölle gemacht, sie ist nervlich am Ende. Der Schauspieler Thilo versucht erfolglos eine gute Rolle zu bekommen und muss sich mit einem Telefonjob als Weinverkäufer über Wasser halten. Der Versuch ihrer Freunde, die beiden tragischen Figuren miteinander zu verkuppeln, scheitert vorerst auf seltsame Weise …

Auch diese Geschichte verläuft nach Schema F. Doch hier kommt die kleine, aber feine Idee ins Spiel. Wie aus dem Nichts fangen die Protagonisten des Films plötzlich an, Playback zu kurzen Passagen aus deutschen Schlagern zu singen. Das wirkt im ersten Moment etwas befremdlich und könnte aus einem Sketsch der Monty Pythons stammen. Nach den zwei Zeilen Schlagertext geht es stur weiter im Programm, als wäre nichts gewesen. Nach kurzer Zeit gewöhnt man sich aber daran und erheitert sich bei jedem Schlagerintermezzo, wenn man es nicht schon von Anfang an komisch fand.

Als Repertoire dienen Schlager aus fünfzig Jahren deutscher Musikgeschichte. Das fängt an mit Zarah Leander und führt über Udo Lindenberg und Rio Reiser bis zu den Wise Guys. Frei nach dem Motto „Die Musik erzählt die schönsten Liebesgeschichten“ werden zwei oder drei prägnante Textzeilen aus den Songs genommen und den Schauspielern in den Mund gelegt. Dabei unterscheidet sich diese Herangehensweise klar von einem Musicalfilm, wo ganze Lieder von den Schauspielern gesungen werden.

Um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, muss man natürlich sagen, dass so eine Idee noch keinen guten Film macht. Doch auch hier punktet Märzmelodie mit den genreüblichen Elementen. Die Hauptcharaktere sind sympathisch bzw. nett-verschroben. Alexandra Neldel spielt fast herzzerreißend bemitleidenswert die gequälte Lehrerin. Jan Henrik Stahlberg glänzt als unbeholfener Weinverkäufer mit schrägem Tick. Das Setting zwischen Schicki-Micki-Schauspieler-Milieu und Bierkneipe weiß zu gefallen. Alles wirkt trotz komödienüblicher leichter Überzeichnung relativ authentisch.

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Märzmelodie ist keine Revolution der Liebesfilme, erfreut aber mit einer netten Idee, liebenswürdigen Figuren und einer charmanten Umsetzung. Märzmelodie ist mal wieder eine locker-leichte Liebeskomödie aus deutschen Landen, die insgesamt zwar wenig Aufsehen erregen wird, aber so originell und sympathisch ist, dass es mir eine Empfehlung wert ist.

(Die Besprechung bezieht sich auf das Original mit durchsichtigen Untertiteln)

8/10 Pillen zur Entwöhnung

(auch auf kino.de)

Eine Antwort to “Märzmelodie”

  1. […] Märzmelodie (Martin Walz) Siehe Kritik. […]

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