Archiv für Januar, 2009

Kurzkommentare – Januar 2009

Posted in Cinemanie with tags , , on Freitag, 30. Januar 2009 by mediensucht

Hier ist ja gar nix los! Das mag daran liegen, dass ich im Monat Januar mal wieder ein paar mehr Filme gesehen habe. Die kurzen Eindrücke zu den gesehenen Streifen folgen … hier:

Willkommen bei den Sch’tis
Das war also der erfolgreichste Film Frankreichs. Naja, nett war’s schon, das Spiel mit den Klischees. Gegen Ende ging es mir aber zu sehr in die alberne Richtung. Die Synchro war übrigens gar nicht mal so schlecht. C.M. Herbst macht ausgezeichnete Arbeit! So 6/10

So finster die Nacht
Wenn der dämliche Junge als Hauptdarsteller nicht gewesen wäre … Mit dem kam ich zeitweise gar nicht zurecht. Der restliche Cast war dagegen grandios (besonders das „Mädchen“). Der schwedische Gegenentwurf zu „Twilight“ glänzt zudem mit einer ruhigen, aber sehr intensiven Erzählweise und einer wunderbar morbiden Stimmung. Sehr gut! 9/10

Australia
Kitsch über Alles! Dabei fing es noch so gut an. Die anfänglichen satirischen Elemente schwinden aber zusehends, am Ende nimmt sich der Film viel zu ernst. Schöne Bilder, schwülstige Musik und gaaanz viel Herzschmerz, der Genrefan wird begeistert sein. Für mich war`s so lala. 6/10

Schmetterling und Taucherglocke
Technisch natürlich beeindruckend, was Schnabel und Kaminski hier abliefern. Auf menschlicher Ebene hat mir eine Kleinigkeit gefehlt. Vielleicht lag es an den vielen unbeleuchteten Nebenfiguren oder an den zu wenigen Rückblenden auf das Leben von Bauby. Insgesamt aber ein äußerst empfehlenswerter Film. 8-9/10

Die Buddenbrooks
Gute deutsche Literaturverfilmung, die die Geschichte um das Kaufmannshaus ordentlich auf die Leinwand bringt. Ich mag eben Kostümschinken. Etwas mehr Raffinesse und Esprit hätte ich mir aber schon gewünscht. 7/10

Scary Movie 4
Was für ein gequirlter Gesäßausfluss! Kein Mal gelacht! 0/10

1 ½ Ritter
Damit konnte man nach dem Trailer fast rechnen. Saudämliche, total verkrampfte, auf modern gemachte Rittergeschichte, die unkomisch und stinklangweilig ist. Peinlich! 0/10

Kurzer Prozess – Righteous Kill
Doch spannender als erwartet, was allerdings nicht unbedingt an der etwas vorhersehbaren Geschichte lag, sondern an der ordentlichen Inszenierung. Dennoch wirken Pacino und De Niro fast zu routiniert, hab ihnen trotzdem gern zugesehen. 50cent hat zum Glück eine kleinere Rolle als befürchtet. So 6/10

Zeiten des Aufruhrs
Was kann man von Mendes, Deakins, Newman, Winslet und DiCaprio erwarten? Natürlich nur höchste Qualität! Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auch mit diesem reinen Gesellschaftsdrama kommt Mendes prima zurecht. Unterstützt von den eben Genannten gelingt ihm ein dichter, eindringlicher und atmosphärischer Film über vermeintliche Zwänge der Gesellschaft, verflogene Ideale und innere Unzufriedenheit. Ein brillantes klassisches Drama! 9/10

Twilight
Gar nicht so übel und effekthascherisch, wie erwartet. Man erkennt die Intention von Regisseurin Catherine Hardwicke, die Liebe des ungleichen Paars in den Vordergrund zu stellen und das große Huibuh in einem vernünftigen Maß zu halten. Nichtsdestotrotz ist TWILIGHT ein typischer Teeniefilm mit den üblichen Versatzstücken. Ich muss aber gestehen, dass ich Kristen Stewart mal wieder gern zugesehen habe. Insgesamt nett und harmlos. 6/10

Speed Racer
Nö, so grottenschlecht war der gar nicht. Ist sicher eine gewöhnungsbedürftige Variante, einen Comic zu verfilmen, wenn man sich aber mal daran gewöhnt hat, ist die Optik durchaus interessant. Bei der Geschichte haperts dagegen gewaltig. Viel zu simpel gestrickt und nicht wirklich spannend. So 4/10

Southland Tales
Da hat jemand dem Kelly ins Hirn geschissen und die Kamera draufgehalten. Anders ist dieser Gesäßausfluss nicht zu erklären. Dabei ist der Film zumindest zeitweise optisch und akustisch ganz gut gemacht. Warum man aber einen Muse-Song so deplaziert einsetzen muss, ist mir ein Rätsel. Schade drum! Zur Story an sich fehlen mir die Worte! 1/10

W.
Hatte ein paar gute Momente, war aber insgesamt viel zu harmlos, zu wenig bissig oder witzig. Meines Erachtens fehlte Stone ein ordentliches Konzept, wo der Film nun eigentlich hingehen sollte. So ist er nichts Halbes und nichts Ganzes. Immerhin passt er damit annähernd zur porträtierten Person. 3/10

Sieben Leben
Den Anfang fand ich gar nicht so übel. Leider enthüllt sich das vermeintliche „Geheimnis“ viel zu schnell und man langweilt sich durch die erwarteten Szenen, wenngleich sie teils gar nicht schlecht inszeniert sind. Insgesamt eine sehr enttäuschende Angelegenheit! 3/10

Transporter 3
Ziemlich dummer Actionreißer nach dem üblichen „Transporter“-Schema mit übermäßig vielen unlogischen Szenen, der nur ab und zu so etwas wie Charme versprüht. 3/10

Operation: Walküre
Zugegeben, der Film ist ordentlich gemacht und Cruise nervt weniger als erwartet. Leider brachte mir der Film inhaltlich rein gar nichts. Hier hätte ich mir mal etwas mehr gestalterische Freiheit gewünscht. So kommt der Film nicht über das Niveau eines guten ZDF-Doku-Spielfilms hinweg. Diskussionswürdig ist der Film auch eher nicht, da er einfach eine zu kurze Zeitspanne abhandelt, um größere Rückschlüsse auf den Charakter eines Stauffenberg ziehen zu können. So wirkt er etwas zu glatt. Clarice van Houten ist leider total verschenkt! 5/10

8 Blickwinkel
Nette Idee mit altbackener Geschichte und viel zu vielen Klischees, die den Film mit der Zeit langweilig machen. Kein gutes Merkmal für einen Action-Film. 3/10

Kinsey – Die Wahrheit über Sex

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , on Dienstag, 20. Januar 2009 by mediensucht

Doppelmoral damals und heute

Mr. Kinsey, könnten Sie sich vorstellen, Ihr Buch zu verfilmen? – Nein, das wäre ja nun der größte Blödsinn!

kinsey1… zumindest hat man es mit Ihrem Leben gemacht, Mr. Kinsey, und damit Ihre für damalige Verhältnisse revolutionäre Arbeit gewürdigt. Der am 23.Juni 1894 geborene Alfred Charles Kinsey wächst in einer strengen Familie auf. Besonders der Vater ist erzkonservativen Werten verfallen und predigt sie bei jeder Gelegenheit. Nach erfolgreichem Biologie- und Psychologiestudium wird Kinsey 1929 Professor für Zoologie in Indiana und etabliert sich als anerkannter Insektenforscher. Er heiratet Clara McMillen (Laura Linney), mit der er drei Kinder hat. Erst 1936 widmet sich Kinsey der Sexualforschung mangels vorhandener wissenschaftlicher Erkenntnisse. Er führt mit seinen Mitarbeitern große Befragungen durch. 1947 wird das erste Buch über die männliche Sexualität veröffentlicht, was auch prompt einen Skandal auslöst …

Wenn man heute nach Amerika schaut, wo ein entblößter Busen von Janet Jackson einen großen Skandal auslöst, aber jeder seinen Nachbarn erschießen darf, kann man sich vorstellen, wie es in der Mitte des letzen Jahrhunderts aussah. Masturbation macht blind bzw. „die Birne weich“ und Oralsex unfruchtbar. „Every sperm is sacred …“ etc. Doch wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille. Nach Außen hin gibt es nur Geschlechtsverkehr nach der Eheschließung und möglichst nur in einer Stellung. Die Befragungen brachten aber ganz andere und vor Allem wildere Verhaltensweisen zu Tage. Trotz großem Skandal trug Kinsey zur Aufklärung bei und entkriminalisierte vieles „Normales“ in der Sexualität. Regisseur und Drehbuchautor Bill Condon, der sich 5 Jahre Zeit für seine Recherchen nahm, würdigt die Verdienste dieses großen Wissenschaftlers Alfred Kinsey.

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In den USA hat der Film vielleicht noch eine gewichtigere Rolle als in Europa. Hier ist die sexuelle Revolution schon vorbei und der Film dient „nur“ als interessantes Porträt eines interessanten Mannes. In den USA sieht es da schon etwas anders aus. Der Unterschied zwischen Realität und von der Öffentlichkeit vermittelten Realität ist immens. „Doppelmoral“ ist hier das gebräuchliche Wort. Dort sind die Bücher von Kinsey immer noch aktuell/nötig und ein solcher Film auch eine Art Aufklärung. Wie immer in solchen Fällen wird er aber das betreffende Publikum gar nicht erreichen, da diese Leute sich den Film überhaupt nicht ansehen. Vor dem Filmstart gab es wieder die üblichen erhitzten Diskussionen ausgehend vom konservativen Lager. Der Film floppte prompt an den amerikanischen Kinokassen.

Die von Condon gewählte Erzählweise und damit Präsentation von Kinseys Leben ist zwar nicht revolutionär, aber durchaus erfrischend. Condon arbeitet mit einigen Zeitsprüngen und bedient sich eines Mittels, was auch bei Kinsey (Liam Neeson) exzessiv Verwendung fand – der mündlichen Befragung. So gibt Kinsey höchst selbst Details seines Lebens und Liebeslebens preis. Immer wieder eingeflochten werden auch die Probandenbefragungen, die Kinsey und Co durchführten. Diese gehören zu den witzigsten Stellen des Films. Heutzutage kann man über die altmodischen Moral- und Sexualvorstellungen nur lachen, damals war ein Kinsey nötig, um aufzuklären. Die Antworten der Probanden sind so zusammengeschnitten, dass sie fabelhaft unterhalten, aber auch ein Bild der damaligen Gesellschaft geben.

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Condon stellt Kinsey keineswegs als Heldenfigur dar. Er zeigt auch die Schattenseiten seiner Wissenschaft und seiner revolutionären Moralvorstellungen. In der Familie und zwischen den Mitarbeitern kommt es zu Spannungen. Auch übertreibt es Kinsey etwas mit der Freiheit der Liebe und der „Befreiung der Gesellschaft“. Einige Ereignisse wurden von Condon vielleicht etwas überhastet abgearbeitet. So entsteht nicht immer die nötige psychologische Tiefe, um so einen Mann richtig kennen zu lernen. Sicher muss man dabei auch Kompromisse eingehen. Mir fiele jetzt keine überflüssige Szene ein, die man hätte herausnehmen können, um anderes zu vertiefen. Mit etwa 2 Stunden hat der Film auch eine optimale Länge.

Der Film besticht durch intelligente Dialoge und ausgezeichnete Schauspieler. Liam Neesen ist wieder in einer Glanzrolle zu sehen und ist wohl der ideale Kinsey. Auch die Nebenrollen sind stark besetzt, allen voran Peter Sarsgaard (Garden State), der „vollen“ Körpereinsatz zeigt und Laura Linney als Kinseys Frau, die als ruhiger „Gegenpol“ zu sehen ist. Die große Zeitdistanz wird glaubwürdig durch eine gute Maske übermittelt, wenn auch ab und zu „Maske“ zu sehen ist.

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Ich habe einen eher trockenen und langatmigen Film erwartet und wurde positiv überrascht. Der Film ist erfrischend und nie langweilig. Er bietet ein interessantes Porträt von Alfred Kinsey, aber auch der Gesellschaft im damaligen Amerika. Sicher sind Kinseys Ansichten heute wieder etwas überholt und nicht mehr allgemeingültig, doch hat mir der Film einen guten Einblick in Kinsey Arbeit verschafft und auch die gesellschaftlichen Auswirkungen erahnen lassen, die seine Forschung nach sich zog. Nicht zuletzt die freie Liebe der 68er haben wir zu einem gewissen Maße Kinsey zu verdanken. An die schwüle Atmosphäre eines Quills kommt Kinsey sicher nicht heran, was natürlich auch nicht beabsichtigt ist. Kinsey ist nicht de Sade, aber dennoch der Protagonist eines guten Filmes mit dem gleichen Namen.

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Königreich der Himmel

Posted in Cinemanie with tags , , , , , , , on Donnerstag, 8. Januar 2009 by mediensucht

Heute wieder mal eine ältere Kritik von mir. Ich bleibe damit beim Thema der letzten hier veröffentlichten Kritiken. Es geht wiederum um einen Historienschinken:

Inthronisierung menschlicher Werte

kdh11Was ist die Intention, ein Historienepos zu drehen? Anerkennung, eine solche logistische Aufgabe zu meistern? Ruhm, mit einem Monumentalwerk in den Olymp der Filmemacher aufzusteigen? Einfach nur das Publikum zu unterhalten? Simple, pure Geldgier? Bei Ridley Scott, dem Regisseur von Königreich der Himmel, scheint mir keine dieser Varianten im Vordergrund gestanden zu haben. Er hat es nicht mehr nötig, um Anerkennung zu kämpfen. Scott ist spätestens seit GLADIATOR ein hochgeschätzter Regisseur. Der reine Unterhalter ohne Tiefgang war er sicher nie und pure Geldgier unterstelle ich ihm auch nicht. Scott ging es bei Königreich der Himmel vielmehr augenscheinlich um die Vermittelung der Unvergänglichkeit menschlicher Grundwerte, die das Zusammenleben von verschiedenen Völkern und Glaubensgemeinschaften erst ermöglichen. Dieses Anliegen machte er nicht primär an der Geschichte eines einzelnen Menschen fest, sondern an historischen Ereignissen, welche Auswirkungen bis in die heutige Zeit haben – den Kreuzzügen.

Regisseur Ridley Scott und Drehbuchautor William Monahan benutzten die Ereignisse und Personen in der Zeit zwischen zweitem (1147-1149) und dritten Kreuzzug (1189-1192) kurz vor der Eroberung Jerusalems durch Saladin 1187. Dabei hielten sie sich recht nah an die Daten und Fakten, nahmen sich für ihre Hauptperson aber die Freiheit von Filmemachern heraus, Details hinzuzufügen oder leicht zu verändern. Balian von Ebelin gab es wirklich. Er erbte von seinem Vater tatsächlich Land bei Jerusalem und war auch an den Verhandlungen mit Saladin um Jerusalem beteiligt. Scott lässt seinen „Helden“ am Anfang ein für diese Zeit typisches Schicksal erleiden. Seine Frau nimmt sich nach dem Tod ihres Kindes das Leben und „muss“ dafür in der Hölle schmoren. Der völlig desillusionierte Balian (Orlando Bloom) bringt in seinem Frust einen Priester um und ist eigentlich dem Tode geweiht. Doch von seinem Vater Godfrey (Liam Neeson) überredet und den ritterlichen Werten verfallen, zieht es ihn, wie so viele andere gescheiterte Schicksale nach Jerusalem ins geheiligte Land. Viele der Kreuzritter hatten daheim nichts mehr zu verlieren, strebten nach Höherem oder waren einfach nur Träumer (vom Hufschmied zum Edelmann quasi). Das Alles handelt Scott zwar recht schnell, aber dennoch dank beeindruckender Bilder überzeugend und einprägsam ab.

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In Jerusalem angekommen, nimmt sich Scott einige Zeit, Balian dem Publikum näher zu bringen. Balian zeigt sich edelmütig und verschont den vermeintlichen Diener eines Moslemführers. Er sorgt für den wirtschaftlich Aufschwung seiner Ländereien. Politisch tritt Balian in die Fußstapfen seines Vaters und steht Tiberias (Jeremy Irons) nahe, der auf friedliches Zusammenleben der Kulturen aus ist. Mit der Liebe zu Sibylla (Eva Green), bewegt sich Scott wieder etwas weg vom geschichtlich Verbürgten, nutzt diesen Kniff aber, um Balian vor eine Gewissensentscheidung zu stellen. Bleibt er seinen Idealen treu oder bringt er Opfer, um andere Opfer zu vermeiden. Genauer: Lässt er Guy de Lusignan (Marton Csokas), der nach der Macht strebt und Krieg will, töten und verhindert damit weiteres Unheil, oder behält er seine „Ritter-Ehre“ und begeht keinen Mord.

Wie diese Geschehnisse zeigen, ist der gesamte Film darauf aufgebaut, die menschlichen Werte von Toleranz und Nächstenliebe zu vermitteln. Davor müssen auch einmal Dinge zurückstehen, die diesem Ziel nicht dienen. Scott zeigt die ihm wichtigen Themen und dazu gehört eben beispielsweise nicht eine ellenlange Vorgeschichte der Hauptfigur Balian. Die vielleicht unerreichbaren Ideale werden verständlich angesprochen und das Scheitern ihrer Durchsetzung in gewissem Maße aufgezeigt. Der Filmtitel „Königreich der Himmel“ verdeutlicht dies schon im Vornherein. Trotz dieser Unerreichbarkeit plädiert der Film für die heute noch aktuellen Ideale/Werte und stellt sich klar gegen religiösen Eifer und Ausgrenzung Andersdenkender. Die Auswirkungen der Geschehnisse damals reichen bekanntlich bis in die heutige Zeit. Das Gebiet ist aktuell immer noch Krisenregion. Ebenso gibt es heutzutage eine Art von „Kreuzzügen“ mit ähnlichem Gedankengut.

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Bei der Umsetzung bleibt Scott den Stilmitteln des Genres treu, streift sie zum Teil auch nur. Die Bilder der historischen Stätten sind imposant. Am Anfang versteht es Scott ebenso perfekt, die Stimmung Balians mittels Bildern bzw. Farbgebung zu vermitteln. Die Szenen der üblichen rauhen Gewalt sind vorhanden, aber sehr kurz und heftig. Die Auswirkungen von Krieg werden trotz der Kürze der Kriegsszenen beeindruckend vermittelt. Es spritzt ordentlich Blut. Aber auch mit ruhigen Bildern trifft Scott den Nerv, man denke an die vielen Vögel über dem Feld der Toten. Scott konzentriert sich nicht auf große Schlachten mit viel Gemetzel, sondern schneidet nur an, um sein Anliegen zu zeigen. Bloom macht seinen Job in meinen Augen gut. Er spielt erfreulich zurückhaltend und keinesfalls kraftmeierisch pathetisch. Eva Green überzeugt in ihren kurzen Momenten mit großer Ausstrahlung und verhilft so ihrer kleinen Rolle zu etwas Glanz. Die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt, niemand „fällt aus der Rolle“.

Manch einer mag sich über den schnellen Aufstieg von Balian wundern. Es war damals aber Gang und Gebe, dass Edelleute uneheliche Kinder hatten, die plötzlich alles erbten. Und gerade unter den Kreuzrittern fingen viele bei Null an und konnten sich im Kriege zu Ruhm und Ehre kämpfen. Eine Frage, die man sich noch stellen könnte: Ist Balian zu jung? Doch die Frage müsste eher lauten: Sind die anderen nicht zu alt?! Der Film spielt immerhin in einer Zeit, in der man schon mit 3 Jahren König werden konnte! Ebenso bleiben das Gerede von Gott und andere Schwülstigkeiten im äußerst angenehmen Rahmen, wenn man bedenkt, dass es sich um Kreuzzüge im Namen Gottes unter dem Kreuze handelte. Auch die Ansprache Balians vor dem Volk ist erfreulich kurz und unpathetisch. Dennoch verdeutlicht sie nochmals die politische Lage und unterstützt damit die Aussage des Films.

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Scott bleibt also immer seinem Titel „Königreich der Himmel“ treu und verliert sich nicht in einer vor Erscheinen des Films von vielen erwarteten Heldensaga über einen Kreuzritter oder in plumpen Schlachtengemetzel. Einzig allein die Aussage zählt. An einigen Stellen des Films fehlte mir die Würze, der gewisse Esprit in der Geschichte oder vielleicht der Umsetzung, im Endeffekt ist der Film aber genau das, was man von Scott erwarten konnte – ein technisch perfekt gemachter Film, dabei zumindest in der Nähe des Genres und mit einer vernünftigen Aussage, die durchaus aktuell und kritisch ist.

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Kurzkommentare – Dezember 2008

Posted in Cinemanie with tags , on Montag, 5. Januar 2009 by mediensucht

Zeit für die Kurzkommentare zu den Filmen, die ich im Dezember gesehen habe. Auch nicht so viele, weil ich Weihnachten weit weg von einem Kino war, dafür war ich dieses Jahr schon fünf mal im Kino.

Vicky Cristina Barcelona
Meine Güte, was für eine verschrobene Altherrenfantasie, die mir sogar ab und zu gefiel. Ich glaube, ich werde alt! 5/10

The Women
Der totale Frauenfilm. Das geht sogar soweit, dass kein einziger Mann auftaucht – nicht mal als Interpret der Filmmusik. Das ist als Konzept erst mal nicht schlecht. Ich schwanke zwischen „Iiih, wie klischeehaft und kitschig“ und „Ah, interessant und witzig“. So 4/10

Danach brauchte ich erst mal einen Männerfilm:

Death Race
War aber auch nicht besser. Dumme Geschichte voller Klischees mit ordentlich Action verpackt. Teilweise überraschend kurzweilig, aber schnell vergessen. 4/10

Der Tag, an dem die Erde stillstand
Gar nicht so schlecht, wie erwartet, was hauptsächlich am atmosphärisch dichten Anfang lag. Am Ende wird der Film aber ziemlich penetrant in seiner Aussage und hollywoodmäßig weichgespült. 6/10

Tintenherz
Fantasy-Geschichte mit Potential – leider völlig überraschungsarm umgesetzt. Verschenkte Chance! 3/10

The Incredible Hulk
Beim besten Willen: Dieser Hulk sieht immer noch aus wie ein durchgeknalltes Gummibärchen. Ein Ansatz von charakterlicher Tiefe ist immerhin zu erkennen. Ansonsten herrschen auch hier Klischees und typische Comicversatzstücke, die das Ganze etwas ermüdend machen. 5/10

Ultraviolet
Strunzdummer Actionmüll in gestylter Zukunft! Verschwendete Zeit. 1/10

Madagascar 2
Ohne Sichtung des ersten Teils einfach mal einen Fortsetzungsfilm riskiert. Routiniert, ohne große Momente, aber erfreulich kurzweilig. Mehr als ein „nett“ ist aber nicht drin. 6/10

Bild des Tages

Posted in Sucht des Tages on Sonntag, 4. Januar 2009 by mediensucht

Wer sie noch nicht kennt – die Rückseite von Mount Rushmore:

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2009

Posted in Sucht des Tages with tags , , , on Donnerstag, 1. Januar 2009 by mediensucht

Ich wünsche alle regelmäßigen und allen zufällig hier hergeratenen Lesern (und den Nichtlesern natürlich nicht) ein gutes und erfolgreiches Jahr 2009! Ich habe gerade mal nachgefragt, das Mediensucht Weblog wünscht das Gleiche!

eispflanze