Jack White war in den letzten Wochen in jedermanns Ohren. Beim Einmarsch der Mannschaften bei der Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz wurde jedes Mal der Song Seven Nation Army von den White Stripes angespielt. Er regte dermaßen zum Mitgrölen an, dass er auch während eines Spiels noch mehrfach intoniert wurde. Neudeutsch wird er deshalb nur noch mit „Naaa na na na na naaa naaa“ betitelt. Mit den White Stripes scheint es allerdings zu Ende zu gehen, da Whites Ex-Frau und „Schwester“ Meg ihre Angstzustände nicht in den Griff bekommt. Schon 2005 gründete Jack mit ein paar Freunden, die auch schon auf eine eigene Musikkarriere verweisen konnten, The Raconteurs quasi als Feierabendband, um seinem, wie es scheint, unbändigen Drang nach Songwriting und Liveauftritten nachzukommen.
Vorgestern baten die Raconteurs also zu ihrem einzigen Deutschlandkonzert der aktuellen Tour nach Berlin. Huxleys Neue Welt war mit ca. 1500 Zuschauern/-hörern nahezu ausverkauft. Damit komme ich auch gleich zum Negativen des Konzerts. Das Huxleys bietet zwar als mit Stuck verzierter alter Veranstaltungssaal ein schönes Ambiente, die parallelen Wände und die breite Fensterfront sind aber eher schlecht für die Akustik. Der Tontechniker verstand es nicht, mit dem Raum zu arbeiten. Überhaupt ist sein Werk als schlecht zu bezeichnen. Die Instrumente schienen auf ein White Stripes-Konzert eingestellt zu sein, wo es ja darauf ankommt, mit einer begrenzten Anzahl an Instrumenten (2) ein Maximum an (Raum-) Klang zu erzeugen. Hier versuchten sich nun die fünf Instrumente gegenseitig zu übertönen, was zu einem akustischen Durcheinander ohne Differenzierung führte. Es gab Übersteuern und Verzerrungen, die es dem Zuschauer nicht einfach machten, das Konzert vollends zu genießen. Die Lightshow kann man ebenfalls als uninspiriert bezeichnen. Immerhin war das Bühnenbild nett
Nun aber zum positiven Rest: Jack White steckte voller Kraft. Ihm machte es sichtlich Spaß, mit einer ganzen Band (die vier Raconteurs wurden noch durch einen Keyboarder ergänzt) zu spielen und nicht als Alleinunterhalter gegen die begrenzten Möglichkeiten seiner Schlagzeugerin anzuspielen. Den Gesang teilte er sich mit Brendan Benson fast brüderlich zu etwa gleichen Teilen, wobei sich die melodiöse Country-Stimme von Benson und die schrillere Rockstimme Whites prima ergänzten. Überhaupt klappte das Zusammenspiel der ziemlich gegenteiligen Gestalten ausgezeichnet. Hier der hagere, blondgelockte Bluesrocker, dort der kräftige, hochgewachsene und in Schwarz gekleidete Garagenrocker. Musikalisch ging es live eher in Richtung White Stripes. Die sanften Bluesnummern der Alben wurden kaum gespielt oder so verrockt, dass sie ins härte Konzertkonzept passten. Höhepunkt war sicherlich die erste Single der Band Steady, As She Goes etwa in der Mitte des Konzerts, bei der der Saalboden vom Hüpfen der Massen erbebte. Nach intensiven und guten 85 Minuten inklusive einiger Zugaben war dann Schluss. Wäre die schlechte Akustik nicht gewesen, hätte man von einem großartigen Konzert sprechen können. So ergibt sich nur das Gesamturteil „gut“. Es bleibt zudem die Erkenntnis, dass es mit Jack White wohl auch ohne die White Stripes erfolgreich weitergeht.
Anmerkung: Die Vorgruppe Earthbend aus Finsterwalde konnte man sich anhören, sie hinterließ aber keinen tieferen Eindruck.