Star Trek (2009)

Star-Trek-1Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er gewöhnt sich an so ziemlich alles. Der Kinozuschauer muss neuerdings immer mehr schlechte Filme ertragen (Frühjahrsloch?), darum soll es hier aber zum Glück nicht gehen. Kinofilmserien sind eher selten. In den letzten Jahren gab es davon eigentlich nur zwei. James Bond steht schon seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts in über 20 Filmen seinen Mann. Ende der 70er hatte dann Star Trek: Der Film Premiere. Die auf einer Fernsehserie basierende Reihe brachte es mit größeren Pausen auf 10 Filme. Bei Paramount hatte man sich an die Einnahmen aus den Star Trek-Filmen und den Serien gewöhnt. Nachdem aber die Prequel-Serie Enterprise trotz guter Qualität im TV scheiterte und die „Nächste Generation“ im Kino schon zu alt war, entschied man bei Paramount, ausgerechnet dem „Serientäter“ J.J. Abrams, der zuvor eigentlich mit Star Trek nichts am Hut hatte, das Heft in die Hand zu geben. Wie bei Bond dachte man an ein Prequel, frei nach dem neuerdings modernen Rezept: Wie alles begann …!

Es ist ein großer Vorteil der Produktionen aus Amerika, dass man, wenn einmal Malz und Hopfen verloren sind, gern etwas riskiert, um den Karren aus dem Dreck zu holen. Abrams bekam weitestgehend freie Hand. Seine Drehbuchautoren schrieben eine Paramountvorlage nach Abrams Wünschen um. Aus Sorge vor unfreiwilliger Komik sollte echter Humor ein Bestandteil werden. Um eine gute Portion Action muss man sich bei Abrams sowieso keine Sorgen machen. Bei den Hauptrollen entschied man sich gegen die großen Namen (Matt Damon war einmal als Kirk im Gespräch) und für größere Ähnlichkeit zu den Originalcharakteren. Ganz unbekannt sind die Schauspieler aber nicht, die wir auf der Leinwand zu Gesicht bekommen. Man griff beispielsweise im Pool der Seriendarsteller zu. Heroes-Bösewicht Zachary Quinto kommt nicht nur einem jungen Spock sehr nahe, er hat auch kaum noch etwas mit dem Heroes-Monster Sylar gemeinsam. Herr der Ringe-Eomer Karl Urban spielt „Pille“-McCoy, Shaun of the Dead Simon Pegg gibt den Scherzkeks Scotty, House-Blondine Jennifer Morrison gebärt als Kirks Mutter. Als letzter Posten wurde Chris Pine (debütierte in Emergency Room) als Kirk gecastet, der seine Sache ordentlich macht. Neben Leonard Nimoy, der eine kleine Rolle als alternder Spock hat, ist Eric Bana als Bösewicht Nero der einzige große Name des Ensembles.

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Die Geschichte an sich ist eine typische Sciencefictionstory mit den fast schon üblichen Raum-Zeit-Spielereien. Das Schöne ist aber, dass sich Abrams neben all der für Star Trek fast schon unüblichen Action Zeit für seine Charaktere nimmt. Zwar kann nicht jedes Mitglied der Crew ausführlich beleuchtet werden, doch gerade Kirk und Spock kommen dem Zuschauer erstaunlich nahe. Natürlich gibt es noch ausreichend Raum für Fortsetzungen. Die Mischung stimmt hier aber schon hervorragend. Dialoge und Actionszenen sind ausgezeichnet getimt. Übermäßig viele Gedanken über die Rachegeschichte des Nero sollte man sich allerdings nicht machen. Sie dient wirklich nur als Aufhänger, uns die Charaktere näher zu bringen und vor allem die Beziehungen der Figuren untereinander anzulegen und auszubreiten.

Der Neubeginn von Star Trek ist also insgesamt als durchaus gelungen zu bezeichnen. Abrams macht vieles richtig und nur wenig falsch. Der Film überzeugt durch gute Action, Humor und Charaktertiefe, ist spannend und dynamisch erzählt. Das Setting ist durch gut gemachte Spezialeffekte realistisch (im Rahmen eines Sciencefictionfilms), nur das Drehbuch ist an einigen Stellen zu chaotisch und platt. Wenn man sich hier bei einer Fortsetzung etwas mehr an die Grundgedanken der Serie (Moral, Ethik) hält und dennoch den äußerst unterhaltsamen Charakter dieses Films beibehält, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und empfehle den Film (auch  Nicht-Trekkies) weiter.

m09

18 Antworten to “Star Trek (2009)”

  1. Super, dann werde ich Dich als Referenz nennen, wenn ich meine Freundin überzeugen muss. (Die hat die ADAC-Goldkarte und damit den verbilligten Eintritt). Und dann, versprochen ist versprochen, esse ich einfach kein Popcorn, wie sonst.
    By the way: Hugh Laurie fand ich ziemlich gut. Und zynisch und überraschend. Ich habe das Buch schon weiter empfohlen und hoffe, dass dem guten Mann noch ein paar Talerchen in die Tasche fallen und er dadurch Zeit findet weiter zu schreiben.
    Gruß, Bonifatius

  2. Ich war mir bis jetzt nicht schlüssig, ob ich noch gehe oder es lasse. Aber wenn ich deinen Bericht lese, sollte ich wohl das Risiko eingehen. Zumindest, um mitreden zu können.

  3. Überrascht mich nicht, dass der bei dir so gut wegkommt.

  4. bonifatius, dann bin ich schuld, wenn der Film Deiner Freundin nicht gefällt? Auch gut, schönen Gruß ;o) Soweit ich weiß, schreibt Laurie gerade wieder an einem Buch. Ich bin gespannt …

    Freak, lass Dich einfach unterhalten … 😉

    Flo, wieso? Weil ich keine Ahnung habe oder weil ich als langjähriger Star Trek-Liebhaber und Lost-Fan keine Probleme mit dem Film haben konnte?^^

  5. War einfach nur so vorhersehbar, dass dir so ein Film gefallen würde.

  6. Also falls Frauen-Quote benötigt wird: ich fand den Film gut, ich fand auch Sylar gar nicht so sylaresk wie angekündigt. Ich fühlte mich gut unterhalten und wir haben schon geplant, jetzt voll in die alten Star Trek Serien-Folgen einzusteigen 😉
    War eigentlich die Serie auch so klamaukig? Und hat jemand ernsthaft Wynona Ryder erkannt? Ich nämlich nicht, hab im Abspann ein bisschen gestaunt…
    Ich habe mich übrigens gefragt, ob jetzt alle alten Serien ihr „wie alles begann“ bekommen. Dann freue ich mich schon auf „MacGyver – die frühen Jahre“ oder „Fantasy Island – wie alles begann“…

  7. Babsi, so klamaukig war die Serie nicht. Es gab aber einige lustige Folgen. Ein Fan der alten Serie bin ich übrigens nicht. Ich mag „The Next Generation“, die letzten Staffeln von „Deep Space Nine“ und „Enterprice“.

    Ist nicht sogar ein Kinofilm über „Dallas“ geplant? Wer will denn sowas sehen?

  8. naja, die, die damals auch die Serie liebten.
    „TJ Hooker – the Beginning“, „General Hospital – the Truth“. Das wird schön.
    Übrigens fand ich bei Star Trek die Besetzung ziemlich gut, zb. von Beyonce 😉 Nee, aber auch Chekov fand ich super, ziemlich gut synchronisiert von Herrn von Jascheroff. Anton Yelchin fand ich auch in „Charlie Bartlett“ schon nicht schlecht.

  9. „Charlie Bartlett“ habe ich nicht gesehen, fand den Cast aber ziemlich gut. Nur mit Chris Pine hatte ich anfangs leichte Probleme (Bubigesicht) – ging dann aber.

    Wie wäre es mit:
    „Simon und Simon – Geschwisterliebe“
    „Ein Cöltchen für alle Fälle“
    „Trio mit vier Fäustchen“
    „Hart aber spielerisch – Eine Sandkastenliebe“

  10. „Agentin mit Rassel – wie alles begann“
    „21 Jump Street – Der Coole aus dem Kindergarten“
    „General Hospital – die Säuglingsstation“
    „DJ Hooker – Musik, Moneten und Mädels“
    „Booker – Der verlorene Sohn“
    „Trapper John MD feat. *M*A*S*H* – Die Rückkehr“

  11. […] Neun von zehn Tablettchen gibt es dagegen bei Mediensucht: Der Neubeginn von Star Trek ist also insgesamt als durchaus gelungen zu bezeichnen. Abrams macht vie… […]

  12. Ich glaube, dass „Nicht-Trekkies“ irgendwie etwas mehr Spaß haben an diesen Film.

  13. Wenn man nach anderen Kritiken geht, könnte man das glauben.

  14. Aus meinen Erfahrungen, finden alle Nicht-Trekkies bei weiten mehr gefallen wie ich auch an diese Neuauflage als die echten Trekkies. Ich war wirklich erstaunt wie gut das Ganze geraten ist, hatte im Vorfeld jetzt auch keine besonderen Erwartungen an dem elften Abenteuer.

  15. […] hat einen CGI-Kurzauftritt. Da hätte man sich den Mut eines J.J. Abrams gewünscht, der es mit Star Trek wesentlich besser gemacht […]

  16. […] Trek Größtenteils gelungener Neuanfang mit viel Action und Humor, der richtig Spaß macht (siehe hier). […]

  17. […] Größtenteils gelungener Neuanfang mit viel Action und Humor, der richtig Spaß macht (siehe Kritik). […]

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