Die Oscars 2008 – Ergebnisse und Kommentar

Die Oscars 2008 – Ergebnisse und Kommentar

Letzte Nacht wurden in LA die 80. Academy Awards (Oscars) vergeben. Durch die Veranstaltung führte wie vor zwei Jahren schon Jon Stewart, der seinen Job gut machte, wenn auch die Überraschungsmomente fehlten. Er war zwar witzig, frühere Hosts wie Billy Crystal oder Ellen DeGeneres boten meist mehr Show. Überhaupt verlief diese kleine Jubiläumsshow in viel zu geordneten Bahnen: leicht angestaubt und ohne den großen Glanz. Oft wurden nur zusammengeschnittene Rückblicke aus den letzten 80 Jahren präsentiert. Auch die Ergebnisse blieben ohne große Überraschungen:

Beste visuelle Effekte: The Golden Compass
Die Entscheidung geht in Ordnung. Die Effekte in The Golden Compass waren ausreichend komplex und sahen gut aus. Eine Preisvergabe an Pirates Of The Caribbean 3 oder Transformers wäre aber auch vertretbar gewesen.

Bestes Make-Up: La Vie En Rose
Das Make-Up in La Vie En Rose fand ich etwas „zu dick“ aufgetragen. Mehr Arbeit gab es sicher mit Eddie Murphy in Norbit. Bei Pirates Of The Caribbean 3 kann man nicht sicher sein, wieviel des Sichtbaren aus dem Computer kam. Die Entscheidung geht in Ordnung.

Bester Filmschnitt: Christopher Rouse für Das Bourne Ultimatum
Hier hätte ich für No Country For Old Men entschieden, schon allein, um zu sehen, wer nun als Roderick Jaynes auf die Bühne kommt. Der Schnitt in Das Bourne Ultimatum war insofern suboptimal, weil man teilweise nicht mehr gesehen hat, was passiert, da der Film viel zu schnelle Schnitte auswies.

Bestes Kostümdesign: Alexandra Byrne für Elizabeth – Das goldene Königreich
Das ist wohl die richtige Wahl. In der Ausstattungsorgie Elizabeth – Das Goldene Königreich waren selbstverständlich auch die Kostüme pompös und zeitgemäß.

Bester Song: Glen Hansard und Marketa Irglova mit Falling Slowly aus Once
Angesichts der schnulzigen Konkurrenz ist die Entscheidung die einzig richtige. Falling Slowly ist hier noch der sympathischste Song. In dieser Kategorie regierte mal wieder „Schmalz überall“.

Beste Filmmusik: Dario Marianelli für Abbitte
Marianelli wäre auch meine Wahl gewesen. Der Score zu Abbitte ist nicht nur wunderschön, er unterstützt auch die Handlung exzellent. Schon der Anfang mit den eingebetteten Tippgeräuschen ist brillant.

Bester Ton und bester Tonschnitt: Das Bourne Ultimatum
Zwei für den Film wichtige, für den Zuschauer aber weniger nachvollziehbare Kategorien. Die Entscheidungen gehen aus meiner Sicht in Ordnung.

Bestes Szenenbild: Sweeney Todd
Der einzige Preis für Sweeney Todd, der allerdings vertretbar ist. Dante Ferretti ist bekanntlich ein Könner! Ich mag das Aussehen von Burtons Filmen sowieso sehr und auch Sweeney Todd sieht wunderbar morbide und atmosphärisch aus. Schade, dass hier nicht Across The Universe nominiert war, dem ich einen Überraschungserfolg gegönnt hätte.

Beste Kamera: Robert Elswit für There Will Be Blood
Für mich eine unverständliche Entscheidung. Roger Deakins wäre für Die Ermordung des Jesse James … oder für No Country For Old Men ein würdiger Preisträger gewesen, der für beide Filme fantastische Bilder produzierte. Selbst Seamus McGarvey hätte man für seine großartigen Bilder in Abbitte würdigen können. Elwit ist dagegen nicht sehr variabel in seiner Bebilderung – Hauptsache lange Einstellungen! An Licht und Farbe hätte man dagegen noch arbeiten können!

Bestes Originaldrehbuch: Diablo Cody für Juno
Da ich nur zwei Filme der Kategorie sah, glaube ich mal dem kleinen Hype um Juno. Geht wohl in Ordnung.

Bestes adaptiertes Drehbuch: Ethan und Joel Coen für No Country For Old Men
Würdige Preisträger, da ich bekanntlich den Film sehr mag. Hätte mich aber auch über einen Sieg von Abbitte gefreut.

Bester animierter Film: Ratatouille
Eigentlich konkurrenzlos. Persepolis hatte nur Außenseiterchancen. Richtige Entscheidung!

Beste Nebendarstellerin: Tilda Swinton in Michael Clayton
Das ist für mich ein kleiner Skandal. Hier durfte es nur eine Siegerin geben: Cate Blanchett als Bob Dylan in I’m Not There. Ich weiß nicht, was hier die Academy geritten hat, dass sie der genialen Blanchett den Preis verweigerte!

Bester Nebendarsteller: Javier Bardem in No Country For Old Men
Keine Überraschung, aber eine durchaus verdiente Würdigung. Eine beängstigend gute Leistung.

Beste Hauptdarstellerin: Marion Cotillard in La Vie En Rose
Überraschend, aber nicht unverdient. An Cotillard lag es nicht, dass der Film scheiterte. Eine Beeindruckende Leistung als Edith Piaf. Ich hätte den Oscar aber auch der brillanten Cate Blanchett in Elizabeth – Das Goldene Königreich gegönnt.

Bester Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis in There Will Be Blood
Mit diesem Tipp hätte man kein Geld verdienen können. Nach landläufiger Meinung eine brillante Leistung von Day-Lewis, der mich aber immer wieder an seine Rolle als „Bill The Butcher“ in Gangs Of New York erinnerte. Ich hätte mich für Viggo Mortensen in Tödliche Versprechen gefreut!

Bester fremdsprachiger Film: Die Fälscher (Österreich)
Eine kleine Überraschung, da der Film insgesamt nicht so herausragend war. Leider werden deutschsprachige Filme durch solche Entscheidungen immer auf Nazi-Themen reduziert. Freue mich aber für Ruzowitzky!

Beste Regie: Ethan und Joel Coen für No Country For Old Men
Brillante Arbeit für einen wunderbaren Film. P.T. Anderson hätte es aus meiner Sicht nicht verdient gehabt. Die Coens waren schon immer genial.

Bester Film: No Country For Old Men
YES! Siehe Kritik! 😉

Die restlichen Kategorien möchte ich nicht kommentieren, da ich die entsprechenden (Kurz-) Filme nicht gesehen habe. Fazit: Ein verdienter Gesamtsieger (No Country For Old Men) einer mäßigen Veranstaltung!

5 Antworten to “Die Oscars 2008 – Ergebnisse und Kommentar”

  1. Ein kleiner Cate Blanchett-Fan, wie? Alle Preise der Blanchet!! 😀
    Stimme dir in den kleinen Kategorien eigentlich ausnahmslos zu, unsere Kommentare decken sich im Prinzip ja auch (hast du von mir abgeschrieben? *g* – Spaß).

  2. @ Rudi

    Hast Du I’M NOT THERE gesehen? Fan oder nicht: An Blanchett kommt man nicht vorbei! Die Academy hat doch keine Ahnung!

    Wer hier von wem abgeschrieben hat, ist noch die Frage … :mrgreen:

  3. Hab den Trailer gesehen und fand sie agiert wie oft etwas überkandidelt, zudem stufe ich Amy Ryans Leistung ziemlich hoch ein und eine Sonderstellung nahm Saoirse Ronan ein, bei der man auch das Alter und die Erfahrung berücksichtigen muss, weswegen ich ihr den Oscar verliehen hätte.

  4. Einen Oscar an eine so junge Schauspielerin wie Ronan zu verleihen, macht die Academy nicht mehr. Fand ihre Leistung auch großartig. Ryans Leistung war gut, aber nicht oscarreif. Ich glaube schon, dass Swinton oscarwürdig war (was ich am Wochenende überprüfen werde), aber wie gesagt: An Cate kann sie nicht heran kommen! 😀

  5. Wenn sie’s nicht macht, braucht man sie auch nicht nominieren. Dümmliche Amis :X

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